Was die Fotografie endlos reproduziert, sagte Roland Barthes, hat nur einmal stattgefunden – sie wiederholt mechanisch, was sich existenziell nie mehr wird wiederholen können. In ihr weist das Ereignis niemals über sich selbst hinaus auf etwas anderes; sie ist das absolute Besondere, die unbeschränkte, blinde und gleichsam unbedarfte Kontingenz, kurz, die Tyche, die Gelegenheit, das Wirkliche in seinem unerschöpflichen Ausdruck.

Die Kameraprodukte des in Stockholm lebenden österreichischen Künstlers Laurent Mekul erinnern zwangsläufig an Barthes' poetische Analyse. Unter dem Überbegriff Freundschatten, zu sehen in der Galerie Vorspann /Galerija Vprega in Bad Eisenkappel / Zelezna Kapla (Kärnten), zeigt Mekul darüber hinaus, dass mit einem Fotoapparat gemachte Bilder ebenso gegenständlich abstrakt wie gemalte Bilder aussehen können.

Für Freundschatten porträtierte der Künstler seine aus unterschiedlichsten Ländern stammenden Freunde in abstrakter Weise und versuchte gleichzeitig ihre wesentliche Bedeutung für ihn in der jeweiligen Aufnahme festzuhalten. Diese Porträts vermengte Mekul mit seinen Schatten- und Reflexionsbildern jener Städte (London, Paris, New York, etc.), in denen er auf seine abzubildenden Korpusse traf.

In diesen Fotobildern entdeckt man, dass das Sichtbare in seiner prägnantesten Form hervortritt, sobald es unscharf wird und dadurch Abstand und Umriss gewinnt. (whub, 15.9.2016)