Freiheitliche Politiker vom Einschlag eines Heinz-Christian Strache dürfte man niemals nach London bringen und dort irgendwo aussetzen.

An jeder Ecke würden solche Gefahren lauern, dass man sie spätestens nach ein paar Stunden wieder irgendwo aufklauben und aus dem Verderben retten müsste. Aus reiner Menschlichkeit, um nicht zu sagen, aus Gutmenschentum natürlich. In London, da gehen Frauen um. Mit Kopftuch! Mit bodenlangen Kleidern! Und Männer. Turbane, an jeder zweiten Ecke! Die Lokale: bunt gemischt. Ein Skandal eigentlich. Und keinen schert es. Da gedeihen die holzgetäfelten Pubs gleich neben indischen Restaurants und französischen Cafés, Vietnamesen und Italienern.

London ist das Gegenteil jener erzwungenen Homogenität, die die FPÖ meint, wenn sie von "unseren Leuten" und "Heimat" spricht. Manchmal gelingt Diversität mehr, manchmal weniger. Das, was der Stadt mehr zu schaffen macht, ist die Schere zwischen Arm und Reich, die Schattenseite des schnellen Wandels der Stadt und ihrer Internationalität und Größe: Aber dieses Auseinanderdriften liegt nicht in der Mannigfaltigkeit der Bewohner begründet, sondern in der neoliberalen Struktur, in der das Kapital vor der Gesellschaft punktet, egal, wo es herkommt.

Aber die Partei, die sich an den österreichischen kleinen Mann richtet, macht keine Politik, die dieser Idee entgegenstehen würde: money talks, bullshit walks. Da wiederum schließt sich der Kreis zwischen London und Politikern freiheitlichen Einschlags wieder. Vielleicht würde sich H.-C. Strache doch durchaus wohlfühlen. Im Bankenviertel – solange der Brexit immer noch nicht vollzogen wurde jedenfalls. (Julya Rabinowich, 17.9.2016)