In einem Krieg passiert immer wieder Unbeabsichtigtes, zumal in einem so unübersichtlichen wie in Syrien. Aber wenn der US-Angriff auf die syrischen Regimetruppen am Wochenende doch kein Versehen, sondern als Lektion für Assad gedacht gewesen wäre – der beschuldigt wird, die humanitäre Hilfe für Aleppo zu blockieren –, müsste man sich zumindest über die Wahl der Ortes wundern: Der direkte Profiteur war der "Islamische Staat".

Dass der US-Armee dieser "Fehler" just in dem Moment passiert, in dem die Verlängerung der ohnehin äußerst prekären Waffenruhe ansteht, zieht die Aufmerksamkeit auf die Meinungsverschiedenheiten innerhalb der US-Regierung. Das Pentagon war stets gegen Außenminister John Kerrys Abmachung mit Russland, die nach der Feuerpause ja auch eine militärische Kooperation vorsieht – im Widerspruch zum "Stability and Democracy for Ukraine Act" des US-Kongresses. Die Details des Deals werden wie ein Staatsgeheimnis gehütet, zum Amüsement der Russen.

Die Gemengelage in Syrien werde immer "byzantinischer", zitiert die "New York Times" einen Experten. Zu den Entwicklungen gehört, dass Assad neuerdings auf israelische Militärschläge mit Raketen reagiert und dass US-unterstützte Rebellen jüngst auf US-Spezialtruppen losgingen. Auch schadet es nicht, daran zu erinnern, dass vor drei Jahren ein US-Militärschlag auf Assad bevorzustehen schien. Jetzt entschuldigen sich die Amerikaner bei ihm. (Gudrun Harrer, 18.9.2016)