Wien – Spinat als Gesichtsmaske, ein Mixer, den man als Windmaschine verwendet: Die Zweckentfremdung von Dingen ist für Stefanie Wuschitz das, was Hacken bedeutet: "Es ist nicht an Elektronik gebunden, man kann ja auch Sprache hacken, immer die weibliche statt der männlichen Form verwenden." Es sei "eine Form der Aneignung", Dinge anders zu verwenden als vom Hersteller vorgesehen.

Recycling als Form des Hackens

Dazu komme, gebrauchte Geräte weiterzuverwerten, Kaputtes zu reparieren oder auch zu zerlegen und die Einzelteile unterschiedlicher Geräte wieder zusammenzusetzen. "Recycling ist auch eine Form des Hackens", so Wuschitz.

Wuschitz steht in einem weiß gestrichenen kahlen Raum. Derzeit ist das Gassenlokal in der Wallensteinstraße in der Wiener Brigittenau noch leer. Bald soll hier das neue Heim von Mz* Baltazar's Laboratory entstehen: ein feministischer Hackerspace, dessen Betreiberinnen der Platz im Fünfzehnten zu eng wurde. Die wachsende Brigittenau würde hingegen immer spannender, gerade für junge Unternehmen und Kollektive, da die Lokale vergleichsweise billig seien.

Die Betreiberinnen des Hackerspace Mz* Baltazar's Laboratory in der Wallensteinstr. 38.
Foto: derStandard.at/Kopacka

Ein Hackerspace sei "quasi ein gemeinsames Wohnzimmer", sagt Wuschitz. Ein Raum, wo Menschen sich Werkzeuge Arbeitsplätze und Wissen teilen können. "Das muss nicht unbedingt Robotik sein, kann auch etwas anderes Handwerkliches sein." Allerdings ginge es bei Mz* Baltazar's Laboratory meist um Hard- oder Software.

Technik ohne Männer

Speziell an dem Labor ist zudem, dass es nur für Frauen und Transgender-Personen zugänglich ist. "Die meisten Hackerspaces sind sehr stark männlich dominiert. Bei uns ist das anders." Technologie zu entwickeln sei immer noch etwas "sehr Maskulines". Personen, die löten, schweißen oder hacken, würden als "männlich angesehen, auch wenn es Frauen sind", sagt Wuschitz: "Wir wollten diesen Bereich demystifizieren und feminisieren."

Im Jahr 2009 gründete Wuschitz dann Mz* Baltatzar's Laboratory und zog damit bald ins Hackerspace Metalab ein. "Wir haben uns dort wie ein Fremdkörpergefühlt." Im 15. Bezirk bauten sich die Frauen eine Community auf, im 20. soll dasselbe geschehen.

Neben dem Freiraum bietet die Gruppe auch Workshops an. "Ich habe mich immer eingeschüchtert gefühlt von Technologie", erzählt Wuschitz. Später habe sie immer mehr Frauen kennengelernt, die als Vorbilder dienten. Jetzt will sie das Gleiche tun. Mit den Mädchen und Frauen bastelt sie an Klanginstrumenten, die aus Moos bestehen, baut einen Baumstamm zur Batterie um, oder zeigt, wie Gemüse als Widerstand in einer Schaltung verwendet werden kann: "Unser Umfeld ist durchdrungen von Technologie: Handys, Chipkarten, Computer."

Angst vor Technik überwinden

Viele Menschen hätten Angst davor. Das führe dazu, dass sie sich entweder abwendeten und die positiven Entwicklungen gar nicht mehr nutzen könnten oder sich dem, was sie nicht verstehen, völlig auslieferten. "Menschen können nur die Angst verlieren, indem sie Technik verstehen lernen oder auch einmal kaputtmachen", sagt Wuschitz.

Und welches Gemüse funktioniert nun als Widerstand in einer Schaltung am besten? "Sehr gut funktioniert die Karotte." (Video: Raoul Kopacka, Text: Oona Kroisleitner, 21.9.2016)