In Feierlaune: Mila Kunis (Mitte) neben Kathryn Hahn (links) und Kristen Bell in "Bad Moms".

Foto: Tobis

Wien – Alte Weisheit: Manchmal muss man auch einfach Nein sagen. In Bad Moms, dem jüngsten Film der Hangover-Autoren Jon Lucas und Scott Moore, kommt auch Amy Mitchell (Mila Kunis) zu dieser Erkenntnis. Nachdem sie ihren Nichtsnutz von Mann aus dem Haus geworfen hat, erlebt sie einen Tag aus der Enzyklopädie der Mütteralbträume.

Ob vor der Schule der beiden Kinder, beim Tierarzt oder am Arbeitsplatz, überall erscheint sie zu spät und erntet nichts als Spott oder mitleidige Blicke. Dass sie sich bei jeder Gelegenheit mit ihrem Essen oder Kaffee anschüttet, ist für ihre Laune auch nicht gerade förderlich.

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Als sie abends von der eisigen Übermutter und Vorsitzenden des Elternrats Gwendolyn (Christina Applegate) zur Organisation einer Schulveranstaltung verdonnert werden soll, reicht es Amy endgültig. Nach ein paar Gläsern zu viel gründet sie mit zwei Leidensgenossinnen, der schüchternen Kiki (Kristen Bell) und der resch-obszönen Carla (Kathryn Hahn), den Club der schlechten Mütter.

Locker statt schlecht

Schlecht heißt in Bad Moms jedoch nicht verantwortungslos oder gar kriminell, sondern einfach ein wenig lockerer, wie Mila Kunis auch im STANDARD-Interview betont: "Die Idee des Films ist, dass man sich oft so sehr für die eigenen Kinder abstrampelt, dass man sich selbst dabei vergisst. Alles andere bleibt daneben auf der Strecke. Wenn die Mütter schließlich ein wenig egoistischer werden, hören sie aber zugleich nie auf, sich um ihren Nachwuchs zu kümmern."

Tatsächlich bleibt die Komödie durchwegs in konventionell-gesitteten Fahrwassern, die einzige anarchische Freude bleibt das schmutzige Mundwerk Carlas, der keine Zote zu tief ist. Davon abgesehen beschränkt sich das entfesselte Trio darauf, zu lauter Popmusik in Zeitlupe das zu tun, was man eben in Zeitlupe so macht: selbstbewusst schreiten, Fontänen alkoholischer Getränke durch die Luft spritzen lassen und das feiste Fleisch Unbeteiligter zum Schwabbeln bringen.

Rustikale Komödien mit weiblicher Besetzung werden seit dem großen Erfolg von Bridesmaids 2011 in Hollywood vermehrt produziert. Frauen dürfen darin endlich auch Dinge tun, die sie eigentlich nicht tun sollten. Kunis hält es dennoch für verfehlt, von einem Wandel zu sprechen:

"Lustige Frauen hat es im Film immer schon gegeben. Allein dass man hier von einem Wandel spricht, zeigt, dass sich gesellschaftlich tatsächlich gar nichts verändert hat. Andernfalls würden die Leute das Thema einfach sein lassen."

Es sei traurig, aber man würde noch immer nach Geschlechtern kategorisieren, statt einen lustigen Film einfach einen lustigen Film sein zu lassen: "Ich glaube, so lange sich daran nichts ändert, werden es Frauen in der Filmindustrie immer schwer haben."

Die Zeit ist reif für Hillary

Ein großer Schritt wäre für die 33-jährige Schauspielerin ein Einzug Hillary Clintons ins Weiße Haus: "Ich bin eine riesige Hillary-Unterstützerin, ein Sieg von ihr bei den Präsidentschaftswahlen wäre in meinen Augen großartig. Ungeachtet der Tatsache, dass sie eine Frau ist, halte ich sie für eine wirklich starke, kluge Kandidatin. Tatsächlich finde ich es aber auch schade, dass wir ein Land sind, das im Gegensatz zu anderen Staaten noch kein weibliches Oberhaupt hatte. Es wäre wirklich an der Zeit und hätte sicher einen ungemein positiven Einfluss auf die amerikanische Gesellschaft."

Mila Kunis erwartet gerade ihr zweites Kind von Ashton Kutcher. Als Mutter sieht sie es als ihre erste Pflicht, den Nachwuchs zu mitfühlenden Menschen zu erziehen: "Es wäre traurig, wenn ich die Erziehung davon abhängig machen würde, was andere denken. Unabhängig davon, ob man eine Person des öffentlichen Lebens ist, will man doch einfach einen anständigen Menschen großziehen."

Ein Patentrezept gibt es dafür freilich nicht: "Man lässt sein Kind einfach die Welt und ihre Menschen entdecken, gemeinsam und auch auf eigene Faust. Ich halte es für wichtig, Kinder die Welt auch durch die Augen anderer sehen zu lassen."

Genau das ermöglicht für Kunis auch ihr neuer Film – wenn auch nicht dem allerjüngsten Publikum: "Bad Moms zeigt, was es heißt, eine Mutter zu sein. Das ist ein Blickwinkel, den uns schon lange kein Film mehr gezeigt hat." (Dorian Waller, 20.9.2016)