IHS-Forscher Lorenz Lassnigg, der vorgeschlagen hat, das Thema "Innovationen in der Schule" von den Belangen der Lehrer-Personalvertretung zu trennen, hat es im Vorgespräch mit dem STANDARD schon geahnt: "Sie werden gleich versuchen, das zu killen." Prompt lautete die überhebliche Replik der Lehrergewerkschafter auf den IHS-Vorstoß: "Blödsinn", "Schwachsinn".

Nun könnte man sich damit beruhigen, dass ja wohl auch jeder Hund aufjaulte, nähme man ihm die Wurst weg. Aber nicht einmal der Bundesschulsprecher kann sich offenbar vorstellen, dass Menschen aus der Praxis gemeinsam mit denen, die zum Thema forschen, über die Reform des Bildungswesens nachdenken und neue Wege erarbeiten.

Warum denn nicht? Brauchen Lehrer etwa gewerkschaftliche Aufsicht, wenn sie "ihre" Schule neu denken wollen?

Das finnische Schulsystem ist vor allem deshalb erfolgreich, weil der jeweilige Schulstandort selbst, mit all seinen Lehrern und der Direktion, eine starke Position innerhalb der Schulverwaltung einnimmt: Vor Ort wird entschieden, welche Lehrer, Sozialarbeiter, Psychologen eingestellt werden und wie das gesamte "Schulgeld" ausgegeben wird. Es ist ein bodennahes, praxisorientiertes und dadurch flexibles Konzept, in dem auch die Personalvertretung ihren Platz einnimmt – aber eben nicht jeden Platz in jeder Debatte. Darüber einmal nachzudenken, das nicht einfach vom Tisch zu wischen würde sich lohnen. (Petra Stuiber, 21.9.2016)