Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gibt es bei Allo nur im Incognito-Modus, daran stoßen sich jetzt Privacy-Verfechter.

Grafik: Google

Gerade erst vorgestellt, sorgt die neue Messenger-App Allo bereits für Aufregung – aber wohl nicht ganz in dem Sinne, wie sich das Hersteller Google gedacht hat. Privatsphärenverfechter warnen nun vor der Nutzung des Services, NSA-Whistleblower Edward Snowden spricht gar von "Google Überwachung" als alternativem Produktnamen.

Spurensuche

Auslöser der Aufregung ist, dass bei Allo nur die Konversationen im Incognito-Modus vollständig Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind. Alle anderen Konversationen werden hingegen zwar verschlüsselt übertragen, dann aber auf den Servern von Google zwischengespeichert, womit auch das Unternehmen darauf zugreifen kann. Der Softwarehersteller argumentiert damit, dass dies für die Funktionalität des Google Assistant notwendig sei, immerhin kann der Bot nur dann auf die Nutzer reagieren, wenn er Einblick in die Konversation hat.

Auch die Smart-Reply-Funktion, die automatisch Antwortmöglichkeiten vorschlägt, benötigt einen Zugriff auf die Chats, damit sie mit der Zeit immer bessere Ergebnisse liefern kann. Beide Funktionen stehen im Incognito-Modus entsprechend auch nicht zur Verfügung.

Änderung der Speicherungsart

All dies hat Google übrigens schon vor einigen Monaten bei der ersten Vorstellung Mitte Mai genau so klargemacht. Die aktuelle Empörung scheint sich vor allem an einem Detail zu entzünden, das The Verge aufgespürt hat. Entgegen einer früheren Aussage speichert Allo in den normalen Chats die Nachrichten nun ganz klassisch auf seinen Servern – zumindest so lange bis die Nutzer sie explizit löschen. Ursprünglich hatte ein Entwickler des Unternehmens betont, dass Nachrichten generell nur kurz verarbeitet und dann gleich wieder entfernt werden.

Als Grund für diese Änderung verweist Google schlicht auf die Performance: Diese sei bei dauerhaft gespeicherten Nachrichten – vor allem in Kombination mit dem Maschinenlernen für die "smarten" Funktionen – einfach wesentlich besser. Kritiker sehen hingegen eine ganz andere Konsequenz: Nämlich, dass es für Behörden so leichter wird, auch nachträglich auf Chat-Inhalte zuzugreifen. Mit einer Verarbeitung im "Vorbeigehen", wie ursprünglich geplant, gäbe es nur einen Zugriff auf Daten ab dem Zeitpunkt, zu dem die Überwachung beginnt.

Unterschiedliche Ansprüche

Dass Google betont, dass man solche Daten nur unter Vorlage eines richterlich angeordnete Durchsuchungsbefehls herausgibt, stellt die Kritiker dabei nicht zufrieden. Diese fordern stattdessen den Verzicht auf Services wie Google Assistant und Smart Reply und eine durchgängige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – also nicht nur für Incognito-Chats. (apo, 22.9.2016)