Das Lob für Österreich, das US-Präsident Barack Obama beim Flüchtlingsgipfel in New York ausgesprochen hat, ist in der Tat ein zweischneidiges Schwert. Für Innenpolitiker Sebastian Kurz, als Außenminister in den USA, erst einmal aus internen österreichischen Gründen: Es war und ist eben nicht alles paletti in Österreich – dieser Konsens ist wohl auch zwischen den in der Flüchtlingsfrage gespaltenen Lagern herzustellen.

Obamas Liste war auch viel zu bunt zusammengestellt, um wirklich aussagekräftig zu sein: Den Niederlanden, die er auch nannte, ist immerhin anzurechnen, dass sie bei der Verteilung in der EU überhaupt mittun wollen. Ihre Leistung ist dennoch nicht mit jener Österreichs zu vergleichen. Und Australien als Modell hat sich wohl auch für Kurz erledigt, seitdem bekannt ist, wie es auf diesen grauenvollen Anhalteinseln wirklich zugeht. Kurz verkniff sich auch nicht, dass die USA selbst fast keine Nahost-Flüchtlinge nehmen. Man könnte ergänzen: Die USA haben mit ihrer Irak-Invasion, deren Produkt etwa der "Islamische Staat" ist, den konfessionellen Wahnsinn erst losgetreten.

Auch in der Uno-Vollversammlung löckte der Außenminister gegen den amerikanischen Stachel: Österreich ist führend bei der Initiative, Atomwaffen auf humanitärer Basis zu ächten. Washington wird zwar nicht gerade erzittern. Aber mehr Selbstbewusstsein kommt in Zeiten, in denen wir beim Kuvertpicken versagen, zu Hause gut an. (Gudrun Harrer, 22.9.2016)