Wenig strukturelle Verbesserungen, dafür etwas mehr Optimismus bei den Unternehmern: Dieses Bild zeigt das aktuelle Wettbewerbsranking.

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Wien – In einem der meistzitierten Standort-Rankings hat sich Österreich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert. Das Land kletterte um vier Plätze nach oben und liegt nun auf Rang 19 von 138 im Global Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforums (WEF).

Damit ist Österreichs Status unter Wirtschaftstreibenden im internationalen Vergleich zwar weiter mäßig, aber zum ersten Mal seit Jahren nicht weiter gesunken. Zwischen 2008 und 2015 war Österreich in dem Ranking, das zu einem großen Teil auf einer Umfrage unter Geschäftsführern beruht, von Rang 14 auf Rang 23 zurückgefallen. An der Spitze hat sich nichts getan: Die Schweiz führt das Feld an, gefolgt von Singapur und den USA. Die höchstgereihten EU-Mitglieder sind die Niederlande, Deutschland und Schweden auf den Rängen vier bis sechs. Den größten Sprung schaffte Indien, das von 55 auf 39 stieg.

Die Platzierung ist freilich weniger entscheidend als das absolute Niveau der Wettbewerbsfähigkeit, die einem Land zugeschrieben wird. Nach Punkten ist Österreich auf der zehnteiligen WEF-Skala in den vergangenen fünf Jahren konstant bei 5,2 gelandet – bis auf einen Ausreißer mit einem Zehntelpunkt weniger im vergangenen Jahr. Sowohl die sechs Staaten vor Österreich als auch die sechs dahinter platzierten liegen innerhalb einer sehr geringen Spannweite.

Managermeinung

"Jährliche Schwankungen darf man nicht überbewerten. Dass sich das Stimmungsbild erstmals seit Jahren verbessert hat, ist trotzdem erfreulich", so Wifo-Ökonom Michael Peneder zum STANDARD. Das Wirtschaftsforschungsinstitut hat den Österreich-Teil der Erhebung maßgeblich umgesetzt.

Wie wettbewerbsfähig ein Land ist, messen die Studienautoren anhand eines Mix aus volkswirtschaftlichen Daten und Aussagen von Führungskräften auf der geschäftsführenden Ebene. Weltweit wurden rund 14.000 von ihnen befragt, darunter sowohl Verantwortungsträger von Klein- und Mittelbetrieben als auch von Konzernen. Die Zuschreibungen sind also subjektiv und aus Unternehmersicht. Das Bild, das Firmenlenker von einem Land haben, sei aber eine wichtige Grundlage für dessen Wirtschaftspolitik, wird im Bericht betont. Die Arbeiterkammer warnt im Zusammenhang mit dem Ranking hingegen davor, Arbeitgeberinteressen mit gesamtwirtschaftlichen Zielen gleichzusetzen.

Mehr verfügbare Techniker

Entscheidend für Österreichs leichte Verbesserung sind laut WEF-Ökonomin Silja Baller jedenfalls mehrere Faktoren. Bei den ökonomischen Daten schlägt sich vor allem das geringere staatliche Budgetdefizit von 2015 im Vergleich zum Jahr davor nieder.

Aus den Befragungen geht darüber hinaus hervor, dass die Unternehmenslenker die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften positiver einschätzen. Das betrifft vor allem den technischen Bereich, wo zunehmend gut ausgebildete Abgänger von Fachhochschulen in den Arbeitsmarkt eintreten. "Außerdem herrscht unter den Geschäftsführern der Eindruck, dass im Vergleich zum Vorjahr Kapital leichter verfügbar ist", so Baller zum STANDARD.

Darüber hinaus gibt es jedoch wenig strukturelle Verbesserungen. Hohe Punktwerte bekommt Österreich traditionell beim Zustand der Infrastruktur sowie bei Gesundheit und im Primärschulbereich. Als problematischste Faktoren für in Österreich tätige Unternehmen werden hingegen genannt: restriktive Arbeitsmarktregulierung, ineffiziente Bürokratie sowie das hohe Steuerniveau. Besonders schlecht – sowohl in absoluten Zahlen als auch im internationalen Vergleich – liegt Österreich bei der Effizienz am Arbeitsmarkt. In der Unterkategorie Flexibilität der Lohnfestsetzung rangiert Österreich auf dem 137. und damit vorletzten Platz. Hier ist das Urteil der Unternehmenslenker jedoch fast überall besonders streng, die Abstände zwischen den Ländern gering.

Handelshürden nehmen zu

Global gesehen, heißt es in dem Bericht, geht die Offenheit der Wirtschaftsräume tendenziell zurück, was Wachstum und Wohlstand gefährde. Demnach sei im langjährigen Trend vor allem eine Zunahme bei den sogenannten nichttarifären Handelshemmnissen zu verzeichnen. Darunter versteht man protektionistische Beschränkungen wie Importquoten sowie unterschiedliche Normen, Lizenzen und Kennzeichnungsvorschriften. Der Abbau solcher Hürden steht im Zentrum von Handelsabkommen zwischen der EU und Kanada (Ceta) beziehungsweise den USA (TTIP).

Als Gegenmittel empfehlen die WEF-Autoren naturgemäß mehr Wettbewerb. Bekannt ist die Stiftung, die nach eigenen Angaben von rund 1.000 grenzüberschreitend tätigen Großunternehmen mit typischerweise mehr als fünf Milliarden Dollar Jahresumsatz finanziert wird, vor allem wegen der jährlichen Konferenz in Davos, bei der sich Politiker und Wirtschaftskapitäne die Klinke in die Hand geben. (Simon Moser, 28.9.2016)