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Johannesburg – Im Englischen werden sie auch salopp "Anteaters" genannt, was immer wieder zu Fehlübersetzungen führt. Denn mit Ameisenbären haben sie nichts zu tun: Schuppentiere sind die nächsten Verwandten der Raubtiere, auch wenn man ihnen das nicht ansieht. Die inklusive Schwanz bis zu eineinhalb Meter langen Tiere haben kräftige gebogene Krallen zum Graben, eine kegelförmige Schnauze und eine lange, klebrige Zunge, mit der sie nach Ameisen und Termiten angeln. Auf Zähne können sie verzichten. Ihr auffälligstes Merkmal sind die namensgebenden Hornschuppen, die – vom Aufbau her unseren Fingernägeln gleichend – den Körper schützen: ein unter Säugetieren einzigartiges Merkmal.

Mit insgesamt acht Arten nehmen Schuppentiere in Subsaharaafrika, Süd- und Südostasien die ökologische Nische ein, die in Südamerika Ameisenbären ausfüllen. Ihr riesiges natürliches Verbreitungsgebiet schrumpft jedoch an allen Ecken und Enden durch die Ausbreitung von Kulturflächen. Zudem werden die Tiere stark bejagt. Ihre natürliche Verteidigungsstrategie, sich zu einer Kugel zusammenzurollen und sich auf den Panzer zu verlassen, wird ihnen dabei zum Verhängnis. "Wilderer müssen sie nur einsammeln und tragen sie säckeweise aus dem afrikanischen Busch", sagt WWF-Artenschutzexperte Arnulf Köhncke.

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Heute dürften Schuppentiere die meistgeschmuggelten Säugetiere der Welt sein. Etwa eine Million Tiere wurden im vergangenen Jahrzehnt trotz der bisher bestehenden Handelsbeschränkung nach Anhang II des Artenschutzabkommens gewildert und gehandelt, schätzen Tierschutzexperten.

Schuppentierfleisch gilt in einigen Ländern als Delikatesse, zudem werden den Schuppen vor allem gemäß den Mythen traditioneller chinesischer und anderer asiatischer Heilkunden medizinische Kräfte angedichtet. Das hat dazu geführt, dass die vier afrikanischen Spezies als gefährdet eingestuft werden mussten, die vier asiatischen teilweise sogar als vom Aussterben bedroht. "Sie könnten aussterben, bevor die meisten Menschen überhaupt von ihnen gehört haben", sagt Köhncke.

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Nun sollen alle acht Schuppentierarten in die höchste Schutzstufe des Washingtoner Artenschutzübereinkommens aufrücken. Dieser Beschluss wurde bei der Weltartenschutzkonferenz (Cites) in Johannesburg gefasst. Aller kommerzieller internationaler Handel mit den Tieren und aus ihnen hergestellten Produkten ist mit der Aufnahme in Anhang I des Abkommens künftig verboten. Köhncke: "Das umfassende Handelsverbot kann jetzt zu ihrer Rettungsleine werden." Dafür müssten aber die betroffenen Staaten zügig strengere Kontrollen und Strafen einführen. (red, APA, 29.9.2016)

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