Persönliche Geschichten im multimedialen Bühnensetting: Milo Raus "Empire".

Foto: Marc Stephan / IIPM

Graz – Oft zischen Nachrichten in den Medien schneller an einem vorbei, als man denken kann. Im Sturm der Bilder und Begriffe mag die "richtige" Welt dabei ins Hintertreffen geraten. Dass sich etwa hinter dem "Flüchtlingsstrom" Einzelschicksale verbergen, kann man allzu leicht übersehen. Umso wichtiger ist jede Bemühung, das echte Leben hinter den medialen Abbildern in den Blick zu rücken.

Einer, der sich dieser Methode verschrieben hat, ist der Schweizer Theaterregisseur Milo Rau. In seiner 2014 gestarteten Europa-Trilogie arbeitet er mit Schauspielern mit Migrationshintergrund, setzt auf deren persönliche, biografische Erzählung. Ging es ihm im ersten Teil, The Civil Wars, um die Frage, warum junge Menschen in den Jihad ziehen, so befasste sich der zweite Teil (The Dark Ages, 2015) mit innereuropäischer Migration.

Der dritte Teil, Empire, aufgeführt nun auch beim Steirischen Herbst, lenkt den Blick auf die Ränder des Kontinents. Getragen wird das Stück von zwei Schauspielern aus Griechenland und Syrien, einer rumänischen Schauspielerin und einem kurdischen Künstler. Im multimedialen Bühnensetting sprechen die Darsteller in eine Kamera, deren Livebild in Übergroße über dem Geschehen prangt.

Die Tatsache, dass die Schauspieler – wiewohl sie keine Bühnenlaien sind – ihre persönliche Geschichte ins Spiel bringen, sei freilich nicht unproblematisch, erklärte Rau jüngst in einem Interview mit dem STANDARD. Auf einen "Seelenporno" hat er es aber keinesfalls abgesehen: Die eindringlichen Close-ups verweisen stets wieder auf das große Ganze. (Roman Gerold, Spezial, 30.9.2016)