"Wir sind eben keine nette, akzeptable Frauenorganisation, die Entwicklungsarbeit betreibt. Wir sind der Ansicht, dass die feministische Bewegung eine politische Bewegung ist", sagt Mozn Hassan.

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Vergangene Woche verkündete die Right Livelihood Award Foundation die PreisträgerInnen des sogenannten Alternativen Nobelpreises. Eine der Ausgezeichneten ist Mozn Hassan, ägyptische Frauenrechtskämpferin und Gründerin der Organisation "Nazra for Feminist Studies". Hassan und "Nazra" erhalten den Preis "für ihren Einsatz für die Gleichstellung und die Rechte von Frauen unter Umständen von anhaltender Gewalt, Missbrauch und Diskriminierung." An der Verleihung in Stockholm wird Hassan voraussichtlich nicht teilnehmen können: Da gegen sie ermittelt wird, darf sie Ägypten derzeit nicht verlassen.

Aufruf zu solidarischen Aktionen

Wie Amnesty International berichtete, gingen die ägyptischen Behörden im März dieses Jahres massiv gegen VertreterInnen von Menschenrechtsorganisationen vor. Entsprechende Ermittlungen laufen bereits seit 2011, nun drohen Haftstrafen für einzelne AktivistInnen. Der Global Fund for Women hat bereits zu solidarischen Aktionen für Mozn Hassan aufgerufen. "Aufgrund ihrer Arbeit fand sich Hassan während einer unglaublich turbulenten Zeit in Ägypten im Fadenkreuz verschiedener Gruppen wieder, die in der derzeitigen Bekämpfung von Zivilgesellschaft und NGOs gipfelte", sagt Ole von Uexküll, Geschäftsführer der Right Livelihood Award Foundation. "Wir sind eben keine nette, akzeptable Frauenorganisation, die Entwicklungsarbeit betreibt. Wir sind der Ansicht, dass die feministische Bewegung eine politische Bewegung ist", kommentierte Hassan im "Guardian" die Ermittlungen.

Kampf gegen sexuelle Gewalt

Nazra setzt sich für die Stärkung von Frauenrechten auf allen gesellschaftlichen Ebenen ein und strebt eine Vernetzung feministischer Initiativen im Nahen Osten und in Nordafrika an, Mozn Hassan steht der 2007 gegründeten Organisation als Executive Director vor. Während der ägyptischen Revolution von 2011 organisierte Nazra medizinischen, psychologischen und juristischen Beistand für die Opfer sexueller Übergriffe, die sich während öffentlicher Proteste ereigneten. Auch die Lobbyarbeit Hassans hob die Stiftung hervor: Ihr Einsatz bewirkte eine stärkere Verankerung der Frauenrechte in der Verfassung von 2014, die Definition sexueller Verbrechen im Strafrecht wurde außerdem um die sexuelle Belästigung erweitert.

"Die Verleihung des Right Livelihood Award ist nicht nur eine Anerkennung für die Arbeit von Nazra. Sie würdigt jede Frau, die für ihre Grundrechte kämpft, die gegen sexuelle Gewalt ankämpft und überlebt, jede Frau, die täglich darum kämpft, weiterexistieren zu können. Wir glauben weiterhin an eine bessere Zukunft für Frauen in Ägypten, in der Region und überall in der Welt", zitiert die Stiftung Hassan. (Brigitte Theißl, 29.9.2016)