Für sein eigenes Label Vetements fuhr Balenciaga-Designer Demna Gvasalia schon vor einiger Zeit die Schultern aus, jetzt polstert er Mäntel und Lederjacken horizontal auf. Dazu breite Gürtel, Overknee-Stiefel, Blümchenkleider, Kassabrillengestelle, Elasthan (das Material wurde 1958, als Cristóbal Balenciaga Kleider aus Seidenorganza entwarf, erfunden), Synthetik, Stretch – die Achtzigerjahre wurden bei Balenciaga nicht nur auf Schnittebene genüsslich ausgespielt.

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Kastige Blazer, drapierte Kleider in Gelb und Pink, auf weiße Kleider gedruckte Yves-Klein-Zitate, Phoebe Philo lieferte in ihrer Céline-Show im "Tennis Club de Paris" ab, was den Kundinnen des Hauses gemeinhin gefällt: tragbare Entwürfe mit einer gewissen Edgyness – sie kommen trotz verschiedenfarbiger Schuhe, trotz bunter Strumpfhosen tragbarer als die wuchtigen Balenciaga-Entwürfe von Demna Gvasalia daher.

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Nach dem Abgang seiner Designerkollegin Maria Grazia Chiuri zu Dior richtete Pierpaolo Piccioli die Valentino-Show im Hôtel Salomon de Rothschild erstmals allein aus. Die Frage, die sich viele stellten: Wird Valentino jetzt noch nach Valentino aussehen? Die Antwort fiel eindeutig aus: Valentino, das sind noch immer feine, transparente, bestickte und gefältelte Kleider – darauf durfte Designerin Zandra Rhodes Motive aus Hieronymus Boschs Triptychon "Der Garten der Lüste" interpretieren.

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In der Givenchy-Front-Row saßen Kim Kardashian, Courtney Love, und Gigi Hadid – sie mussten sich allerdings wie alle Gäste silberne Wärmedecken umlegen: Riccardo Tisci hatte die Givenchy-Show vor das Musée National d’Histoire Naturelle ins Freie verlegt. Die Entwürfe starteten mit Kleidern, die mit Schmucksteinen bedruckt waren, es folgten geometrische Prints in Orange, Rot, Violett und Blusen mit spitz auslaufenden Krägen.

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Eine Burka ist fast nichts dagegen: Bei Comme des Garçons brachte Rei Kawakubo die Körper der Models zum Verschwinden. Die Models steckten in überdimensionierten Kleidern und Mänteln – mal kariert, ein andermal gerüscht und gefaltet.

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Jetzt war's so weit: Andreas Kronthaler übernahm während der Pariser Modewoche offiziell die Design-Agenden bei Vivienne Westwood – auf den Kampagnenbildern steht bereits sein Name, nach der Show durfte er Ehefrau Vivienne abbusseln. Der 49-jährige gebürtige Österreicher lieferte für Vivienne Westwood das bekannte Programm ab: tragbare Overalls und Kleider, vorgetragen mit verschmiertem Lippenstift und auftoupiertem Haar.

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Auch Stella McCartney verschreibt sich den großzügigen Schnitten der Achtzigerjahre: Sie pumpt Blusen und Bundfaltenhosen auf, durchmischt Beige und Khakifarben mit Gute-Laune-Drucken in Comic-Optik. Zu guter Letzt tanzten die Models über den Laufsteg. Wenn alles nicht mehr hilft, dann eine Prise Humor. (feld, 3.10.2016)


Pariser Modewoche, Teil 1: Freie Schultern und Lederkleider

Kim Kardashian in Pariser Luxusresidenz gefesselt und ausgeraubt

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