Tulln/Wien – In der Landwirtschaft eingesetzt, kann Kohle aus organischen Materialien wie Stroh, Viehmist oder Küchenabfällen den Ertrag deutlich verbessern. Die als "Dünger der Zukunft" gehandelte Biokohle trägt Feldversuchen einer österreichischen Forscherin zufolge dazu bei, dass neben Treibhausgasen auch Nährstoffe und Wasser verstärkt im Boden gebunden bleiben.

Die Bodenforscherin Rebecca Hood-Nowotny vom Austrian Institute of Technology (AIT) hat sich im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts eingehend mit dem auch als Terra preta bezeichneten Dünger auseinandergesetzt. Diese Biokohle wurde bereits vor Jahrhunderten im Amazonasgebiet von Menschen eingesetzt.

Forschungsprojekt

In Zusammenarbeit mit dem International Institute of Tropical Agriculture (IITA) analysierte Hood-Nowotny den Effekt auf tropische Böden in Kenia sowie an zwei Standorten in Niederösterreich und der Steiermark. Mit Hilfe des Nachweises von vorher markierten sogenannten stabilen Isotopen in dem Dünger können Wissenschafter die Umsatzprozesse, Verweildauer oder Herkunft der Moleküle bestimmter Stoffe im Boden nachverfolgen. Mit dieser Methode hat Hood-Nowotny den Stickstoffzyklus in den verschiedenen Bodentypen jeweils mit und ohne Ausbringen der Biokohle sowie mit und ohne zusätzlichem künstlichem Dünger verglichen.

In beiden untersuchten Böden erhöhte sich der Untersuchung zufolge die Stickstoff-Rate durch die Biokohle. Besonders profitierte allerdings die tropische Erde davon. Außerdem verlangsamte sich der Stickstoffkreislauf, da der Dünger offenbar organisches Material vor dem Abbau durch Enzyme im Boden schützt. Das wiederum verbessert die Speicherung von Nährstoffen und Wasser und stabilisiert so den Boden insgesamt.

Die besten Effekte erzielten die Forscher bei ihren Feld- und Gewächshausstudien, wenn Biokohle mit geringen Mengen an anorganischem Dünger kombiniert wurde. Bei den tropischen Böden konnte der Ernteertrag auf diese Weise sogar um 75 Prozent gesteigert werden.

Positiver Einfluss

Durch den Einsatz von Biokohle könnten Tonnen an Kohlenstoff für Jahrzehnte im Boden gebunden und die Menge an freigesetztem Stickoxid reduziert werden. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass zum Beispiel Wasser durch Biokohle in beiden Bodentypen besser gespeichert wird und die Pflanzen Wasser effizienter nutzen", so Hood-Nowotny. "Biokohle beeinflusst den Nährstoffzyklus im Boden äußerst positiv – mit dem Ergebnis, dass etwa die Getreideproduktion deutlich gesteigert wird. Das gilt insbesondere für unfruchtbare tropische Böden mit geringem Anteil an organischen Substanzen", so das Fazit der Wissenschafterin. (APA, 3. 10. 2016)