Was unterscheidet Betrüger von Unternehmern?", will Vater Dinozo von seinem Sohn Anthony, dem Special Agent in der Serie "Navy CIS", wissen. Dinozo junior schweigt und erhält die Antwort: "Unternehmer glauben immer an die Ideen, die sie verkaufen."

Und muss sich diese Mission rechnen? Nicht für alle, die der Mission ihrer Idee folgen, ist das Leben eine monetäre Schlussrechnung. Nicht für Philanthropen etwa. Solche Haltung versucht Harald Mahrer, Staatssekretär im Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium, in Österreich (nach deutschem, gar nicht nach großem amerikanischem Vorbild) hervorzubringen. Karitative Aktivitäten der Leute mit Geld, die selbiges in den zusammen mehr als 3.000 heimischen Stiftungen geparkt haben, aus denen bis jetzt lediglich 20 bis 25 Millionen Euro in Gemeinnütziges fließen. Private spenden in Österreich rund 600 Millionen im Jahr.

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In Deutschland fließen rund 15 Milliarden Euro aus Stiftungen in Gemeinnütziges, in der Schweiz sind es derzeit etwa 1,2 Milliarden Euro. Sebastian Haselsteiner – der eine der wenigen gemeinnützigen Stiftungen in Österreich verantwortet – sagt klar: "Es sind Herzensanliegen, auch wenn natürlich keiner von uns gern Geld verbrennt und die soziale Rendite sehen will."

Steuerliche Hürden wurden in Österreich jahrzehntelang als Hemmnis für den wohltätigen Geldfluss benannt. Sie sind nun (teilweise) mit dem Gemeinnützigkeitspaket 2016 weggeräumt. So können jetzt etwa die 25 Prozent Kapitalertragsteuer für gemeinnützige Zuwendungen steuerlich abgesetzt werden.

Allerdings ist es bis zur angepeilten Milliarde, die aus den großen Vermögen vermittels großer Herzensöffnung fließen soll, offenbar noch weit. Sowohl der Fundraisingverband als auch die paar Banken, die Kompetenzzentren für Stifter eingerichtet haben, sowie der Verband der Gemeinnützigen Stiftungen melden derzeit nicht viel mehr als Ideen und Absichten. Es fehle die Tradition, der Acker müsse bestellt und gepflegt werden, so Harald Mahrer zuversichtlich und mit dem Versprechen weiterer steuerlicher Anreize. Solches wird auch vom "New Deal" erwartet – dem großen Reformschlagwort von Kanzler Christian Kern.

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Magdas Hotel: Die Caritas bringt Profis in der Gastronomie mit Ausgegrenzten zum Lernen und Arbeiten zusammen.
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Gleichzeitig bewegt sich aktuell aber viel in merklicher Dynamik: Einerseits kommt das sogenannte Impact-Investing, also das gezielte und auf Rendite gerichtete Investieren in gemeinnützige Anliegen, in die Gänge. Geld statt Herz oder Geld mit Herz? Bestimmt dann das globale Kapital, was gemeinnützig ist, verkommt das Gut Gemeinnützigkeit zur durchökonomisierten Ware?

Transformation sei nur in Gang zu bringen, sagt Nikolaus Hutter, ein international tätiger Finanzprofi, der unter anderem in Indien für die Innovent GmbH (sie arbeitet global an der sozial und ökologisch wirksamen Allokation von Kapital) im Einsatz ist, "wenn die Dichotomie, auf der einen Seite Gutes zu tun und auf der anderen Rendite zu machen, aufgehoben werden kann. Dazu muss der große Kapitalstock erreicht und transformiert werden." Es gehe dabei nicht um bloße Umverteilung, auch nicht um eine schärfere Umverteilung von weiter oben nach weiter unten. "Das wäre ja nur ein Nullsummenspiel. Es geht um die Transformation des Systems." Ein Narr, wer meint, dies könne ohne die Einbindung des richtig großen Geldes gehen. Marktmechanismen für die Weltrettung? Und wo liegen hierbei die moralischen Grenzen?

Hutter: "Ich bin überzeugt, dass es kein einziges gesellschaftliches Problem gibt, um das man kein Marktmodell bauen kann. Ob das richtig ist, müssen wir diskutieren. Es gibt natürlich moralische Grenzen des Marktes – genau da haben Impact-Investing und auch Social Business ihr Limit."

Aber: Die künftige Legitimation eines Unternehmens, die sogenannte "licence to operate", sei nicht mehr, lediglich Wohlstand zu schaffen, sondern in einer Gesamtbilanz von Schaffen und Verbrauchen, von Erbauen und Zerstören zu "rechnen". Dass Impact-Investing keinen Renditeverzicht bedeute, sondern im Vergleich mit anderen Asset-Klassen mithalten könne – dieses Argumentarium trägt er in die Investment-Zentren der Welt: "Das ist kein Kostenfaktor, es ist ein Werttreiber."

Unruhe Privatstiftung: Wanda Moser-Heindl fördert damit schon seit vielen Jahren soziale Innovation in Österreich.
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Die gemeinnützige Stifterin Susanne Hillebrand (Hil-Foundation) sagt: "Das rechtliche Vehikel ist nie die Grundfrage – ob Stiftung oder Social-Impact-Investing oder Donation. Es geht um die jeweilige Angemessenheit. Wie wollen Sie bitte beim Menschenrechtsthema mit Marktmodellen operieren? Da muss es Förderungen geben." Nein, es gehe dezidiert nicht darum, dem Staat den Rückzug aus allen sozialen Verpflichtungen zu erleichtern, zu ermöglichen. Es gehe nicht um Substitution beim neuen Unternehmertum, bei der Philanthropie oder beim Impact-Investing.

Dass die sogenannte For-Profit-Wirtschaft und die sogenannte Non-Profit-Wirtschaft zusammenrücken und Grünzonen für Mischformen entstanden sind, zeigt sich an vielen Punkten – etwa am nun in Mode kommenden Terminus der "Wirkungsorientierung". Zuerst haben die Gewinnorientierten mit sogenannten Stakeholder-Dialogen begonnen, sie haben Kunden, Gegner, Non-Profits ins Haus geholt und ihre Sicht, ihre Position abgefragt, um damit zum besseren Unternehmenszweck in Richtung Wirkungsorientierung zu arbeiten. Jetzt ist auch das Thema Innovation zu dieser Frage "Wie wirken wir in die Gesellschaft hinein?" dazugekommen. Unter dem Titel der Open Innovation wird das Umfeld nicht nur befragt, sondern tätig eingebunden – nach Prinzipien der Wirkungsorientierung.

Parallell dazu hat eine Verbetriebswirtschaftlichung klassischer sozialer Organisation stattgefunden- auch unter der EU-Vergaberichtlinie, dass öffentliche Haushalte soziale Dienstleistungen weitgehend ausschreiben müssen und gewinnorientierte Unternehmen nicht ausgeschlossen werden dürfen. Es bedürfe nun klarer Qualitätskriterien dafür, entgegnet etwa Eva More-Hollerweger, Expertin am Institut für Non-Profit-Wirtschaft an der Wirtschaftsuni Wien, der Besorgnis über "Qualitätsverlust".

R.U.S.Z: Für ein selbstbestimmtes Leben, für Ressourcenschonung – Arbeitslose bauen Second-Hand-Elektrogeräte.
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Wie nachhaltig die große Bewegung der neuen Sozialunternehmer, die mit betriebswirtschaftlichem Herangehen finanzielle und soziale Ziele verfolgen, ist, wagt sie noch nicht zu sagen: "Klar ist aber, dass für die sozialen Probleme, für die wir so viele Lösungen brauchen, nicht allein die öffentliche Hand und gemeinnützige Organisationen zuständig sein können. Wir brauchen die Beteiligung aller Sektoren."

Zwischen 2000 und 3000 Unternehmerinnen und Unternehmer können derzeit dem Social Business zugerechnet werden. Die Wirtschaftsuni Wien rechnet mit jährlich rund 160 Neugründungen solcher Unternehmen, die Haftentlassenen Chancen bieten, in der Integration arbeiten, Wohnraum für Menschen, die auf der Straße leben, schaffen. Oder Alte aus der Isolation holen (Start-up-Vollpension), Migranten Einstiegschancen in den Arbeitsmarkt eröffnen. Abfälle upcyceln, Obdachlosen Betätigungsmöglichkeit bieten (Vienna Shades Tours), Langzeitarbeitslosen helfen, ihre Talente zu sehen und wieder selbstbestimmt zu agieren, oder als Kulturbotschafter Menschen zusammenbringen, die einander sonst in Ablehnung und Angst gegenüberstehen.

Sozialunternehmer

Mit über 80.000 Euro ist der Preis "get active" in Österreich der am höchsten dotierte für alle, die ihre soziale Innovation auch in ein Geschäftsmodell gießen können und eine nachhaltige Finanzierung statt Spenden- und Förderempfang darlegen können. Das Geld (Social Venture Capital) kommt von Coca-Cola, das Know-how vom NPO-Kompetenzzentrum der Wirtschaftsuni Wien und die Medienpartnerschaft hat der Standard. (kbau, 29.12.2016)