Oliver Hart

Foto: APA/AFP/Harvard University/JON C

Bengt Holmström

Foto: AFP PHOTO / Kayana SZYMCZAK

Wie wichtig Verträge und das theoretische Gebäude dahinter sind, zeigt sich zurzeit an den Verhandlungen über das EU-Handelsabkommen mit den USA (TTIP) und Kanada (Ceta). Die Implikationen sind weitreichend, die Widerstände in vielen Staaten oft massiv.

Die beiden neuen Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften haben ihre Forschungen jahrzehntelang dem Thema gewidmet. Der Brite Oliver Hart und der Finne Bengt Holmström haben mit ihrer Arbeit die "verschiedensten Aspekte der Vertragstheorie" beleuchtet, so die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm, die den "Wirtschaftsnobelpreis" vergibt, der eigentlich "Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften" heißt.

Kein perfekter Vertrag

Den perfekten Vertrag gibt es nicht, so die wichtigste Conclusio aus den Arbeiten der beiden Wissenschafter. Forschungen des 68-jährigen Hart zufolge können auch die größten Vertragswerke nie alle Eventualitäten abdecken, Kontrollrechte sollten deshalb eingearbeitet werden. Die Arbeiten des 67-jährigen Holmström trugen maßgeblich zum Verständnis von Vertragskonstrukten für Topmanager bei. Holmström entwickelte die Prinzipal-Agenten-Theorie mit, die heute in jedem Lehrbuch steht: Der Agent (zum Beispiel ein Firmenchef) wird stets besser informiert sein als der Prinzipal (zum Beispiel ein Aktionär). Der Begriff von der "asymmetrischen Informationsverteilung" geht darauf zurück.

Beide Männer arbeiten in den USA. Hart an der Harvard University, Holmström am Massachusetts Institute of Technology.

Hart, der am King's College Mathematik studiert hat, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Seit 1984 lebt er, der die US-Staatsangehörigkeit annahm, in den USA. Harts berufliche Laufbahn fand immer in Wissenschaftsbetrieben statt.

Nicht so bei Holström, der von 1999 bis 2012 Vorstandsmitglied des Handyherstellers Nokia war. Sein Studium der Fächer Mathematik, Physik und Statistik absolvierte er in Helsinki. Auch Holmström ist verheiratet und hat einen 32-jährigen Sohn.

Beide Preisträger waren bass erstaunt, als frühmorgens US-Zeit das Telefon klingelte und ein Vertreter der Stockholmer Jury anrief, um die Kunde vom acht Millionen schwedische Kronen (rund 830.000 Euro) schweren Preis mitzuteilen. "Ich habe zuerst einmal meinen Sohn umarmen müssen", sagte Hart. (Johanna Ruzicka, 11.10.2016)