The Slow Show: "Dream Darling" (Haldern Pop)

Foto: Haldern Pop

Sänger Rob Goodwin und seine Band The Slow Show kommen zwar aus Manchester, ihre Musik mag allerdings so gar nicht an die diversen Poptraditionen ihrer Heimatstadt erinnern. Goodwins erschütternder Bariton, der im falschen Moment beim Hörer Brustbeklemmungsgefühle hervorrufen kann, breitet sich über einen von getragener Americana ebenso wie der großen europäischen Balladenkunst kommenden Bandsound aus, der etwa auf dem Debütalbum White Water von 2015 von seiner Gefühlserschütterungsstrategie her noch zusätzlich durch eine 30-köpfige Bergarbeiter-Blaskapelle, ein Streicherensemble sowie einen gemischten Chor aufgeladen wurde. Dessen Finanzierung sparte sich die seit 2000 bestehende Band über Jahre immer wieder mühsam von ihren Gagen ab: The Slow Show meinen es mit ihrer Musik ernst.

WDR

Textlich geht es bei Rob Goodwin schon aufgrund der stimmlichen Disposition naturgemäß nicht um Fun in the Sun on the Beaches of the World. Es geht um die großen Themen und letzten Dinge, die Liebe, den Tod, das (gemeinsam) Altwerden, die Hoffnung, die Hoffnungslosigkeit – Sie wissen schon.

Wenn die Blätter fallen

Dazu steuert die in ihrer Heimat weitgehend unbeachtete und eher in Europa bekannte, auf einem kleinen deutschen Label veröffentlichende Band eine musikalische Unterlage bei, die einem die Tränen in die Augen treiben kann. The Slow Show holen auch auf ihrem neuen Album Dream Darling weit aus.

The Slow Show

Zwischen Referenzgrößen wie den US-Kollegen The National (die einen Song namens Slow Show in ihrem Programm haben), Anklängen an altvordere Herzzerreißer wie Psychedelic Furs oder Echo and the Bunnymen und die unterschätzten Procol Harum (ja, doch!) oder vergessene 1980er-Bands wie The Call bietet Dream Darling eine teilweise morbide Überwältigungskunst, wie man sie im Pop gern hört, wenn die Blätter fallen. Das Klischee mit dem schweren Rotwein lassen wir weg, einen Pulli darf man zu dieser Musik aber tragen.

Die aktuelle Tour führt leider an Österreich vorbei. Am 19. November machen The Slow Show allerdings im Münchener Ampere halt. (schach, Rondo, 14.10.2016)