Niemand hatte geahnt, dass es diesen Fisch gibt – bis der Regen kam.

Foto: Korsh Ararat

Bonn – So werden unbekannte Tierarten ansonsten nur in Monsterfilmen entdeckt: Heftige Regenfälle im nördlichen Zagros-Gebirge lösten im Irak Überschwemmungen aus. Dadurch wurden auch etwa acht Zentimeter große, pigmentlose Fische ohne Augen und Schuppen aus ihrem unterirdischen Lebensraum an die Erdoberfläche gespült. Bis dahin hatte man von der Existenz dieser Tiere nichts gewusst.

Laut dem Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn machten sich sofort Vögel über die auch für sie neue Beute her, die aus einem Erdloch in einen Bach gespült wurde. Der Biologe Korsh Ararat aus der Region Kurdistan sicherte aber einige Exemplare, die anschließend im Forschungsmuseum auf ihre DNA untersucht wurden. Die Forscher präsentieren den Fisch im Fachjournal "ZooTaxa".

So kommt ein Fisch zu seinem Namen

Die Untersuchung von DNA und Körperbau machte klar: Durch den gestiegenen Grundwasserspiegel war aus einer neu entstandenen Quelle eine bisher unbekannte Fischart ans Licht gespült worden. Die zu Ehren von Graham Proudlove, einem Experten für Höhlenfische, Eidinemacheilus proudlovei benannte Spezies ist die zweite einer erst kürzlich aufgestellten Gattung der Schmerlenartigen – kleinen Süßwasserfischen aus der weitläufigen und artenreichen Karpfenverwandtschaft.

Auch die andere Eidinemacheilus-Art ist ein blinder Höhlenfisch und lebt im Iran. Der Gattungsname bezieht sich auf den Ranger Eidi Heidari, welcher die Höhle als einzig bekannten Fundort dieser Spezies bewacht.

"Wahrscheinlich weiden die Tiere Bakterienfilme an den Höhlenwänden ab, doch zur Biologie dieser ungewöhnlichen Schmerle ist natürlich nichts bekannt und wird wohl auch nichts bekannt werden", stellte Fischforscher Jörg Freyhof am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin fest. Er hatte den Fisch morphologisch untersucht. Die "Fisch-Quelle" war schnell wieder versiegt und die Spezies ist zumindest fürs erste wieder unerreichbar in der Tiefe. (APA, red, 14. 10. 2016)