Mit dem eigenen Garten versucht der Mensch, ein Stück Natur in sein unmittelbares Lebensumfeld zu holen. Das eigene Grün vor der Haustüre soll die Lebensqualität erhöhen, damit man es daheim gemütlich hat. Nicht umsonst wird der Garten bei warmen Temperaturen als Erweiterung des Wohnraumes angesehen.

Dabei stellt sich die Frage, inwiefern im Rahmen eines Smart Homes auch eine technische Vernetzung des Gartens angestrebt werden kann. Sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten gibt es bereits zur Genüge, da auch Gartenpflegeunternehmen den Zeichen der Zeit folgen wollen und auf vernetzte Technologien setzen.

Rasenpflegende Roboter

Am weitesten verbreitet ist mittlerweile das außer Haus arbeitende Pendant des Staubsaugerroboters, nämlich der Rasenmähroboter. Dieser ist zwar oft wesentlich teurer als sein putzender Kollege, funktioniert aber nach einem ähnlichen Prinzip: mit Kollisionssensoren ausgestattet, arbeitet sich der Serviceroboter von einer Ladestation aus voran und mäht dabei ein bestimmtes Areal, das etwa mit Begrenzungskabeln abgesteckt werden kann.

Modernere Geräte arbeiten schon mit kapazitiven Sensoren, die erkennen, wenn sich der Roboter von der Rasenfläche entfernt und ein Signal zum Umkehren geben. Welche Bewegungsmuster dabei verfolgt werden, ist aber von Modell zu Modell unterschiedlich und kann teilweise in chaotischen Fahrten enden, bei denen schwer erreichbare Teile der Gartenfläche erst nach mehreren Fahrten gemäht werden.

Steuerung per Smartphone

Rasenmähroboter sind dabei kein wirklich neues Phänomen. Es gibt sie immerhin bereits seit etwa 20 Jahren. Was nun jedoch zu diesen autonomen Servicerobotern hinzukommt, ist die technische Vernetzung mit anderen Geräten. So können etwa über das Smartphone Befehle an den Serviceroboter übermittelt werden, wodurch er auch aus größerer Entfernung kontrolliert, manuell gesteuert oder der Zeitplan umprogrammiert werden kann.

Umgekehrt ist es möglich, dass der Besitzer informiert wird, wenn der Roboter das abgesteckte Areal verlassen sollte oder irgendwo hängen bleibt. Diese Kommunikation findet zum Beispiel per App oder SMS statt. Einige Apps ermöglichen es sogar, die bisher gemähte Rasenfläche anzeigen zu lassen.

Überwachung im Urlaub

Diese Kontrolle und Fernsteuerung über das Internet verdeutlicht schnell die Vorteile, die ein Smart Garden mit sich bringt. Die Gartenpflege kann von überall auf der Welt aus kontrolliert und gesteuert werden. So müssen sich Gartenliebhaber auch im Urlaub keine Sorgen um das Wohl ihrer Pflanzen machen.

Aus diesem Grund bieten viele Hersteller vor allem im Bereich der Bewässerung Smart-Garden-Services an. Dabei werden momentane Wetterbedingungen online und Gartenzustände durch Messungen erfasst, wobei durch eigene Ventile darauf reagiert und der Wasserzufluss gesteuert werden kann. Dadurch soll neben Zeit vor allem auch Wasser gespart werden, da herkömmliche Bewässerungssysteme nur nach fixen Programmierungen bewässern.

Wiener Start-up "Vira Cube"

Wie so etwas möglich ist, zeigt etwa das Wiener Start-up "Vira Cube". Über mehrere Sensoren werden bei den Pflanzen Werte zu Temperatur, Helligkeit sowie Luft- und Bodenfeuchtigkeit eruiert, die dann im "Cube", der zentralen Einheit, gesammelt und verarbeitet werden.

Diese Einheit entscheidet dann, wie auf die Begebenheiten reagiert werden muss und steuert das Ventil an der Wasserleitung. Der Nutzer kann alle Vorgänge über eine App, die über die eigene Cloud mit dem "Cube" verbunden ist, mitverfolgen und selbst eingreifen. Da alle Daten zudem lokal gespeichert sind, funktioniert das System aber auch, wenn die Internetverbindung ausfallen sollte.

Pflanzen-Sensoren und Ratgeber

Bewässerungssysteme und Rasenmähroboter sind derzeit die verbreitetsten Smart Garden-Elemente. Einige Smart-Garden-Systeme bieten Pflanzen-Ratgeber an, die anhand der gemessenen Werte Empfehlungen geben, für welche Kräuter oder Blumen gerade günstige Bedingungen herrschen und wie man diese am besten ansetzt. Derartige Pflanzensensoren, die dann auch den Aufwuchs einer Pflanze begleiten, sind aber auch einzeln erhältlich, ohne gleich ein ganzes Bewässerungssystem erwerben zu müssen.

Auch Wetterstationen etablieren sich allmählich als Smart-Garden-Komponenten und natürlich erfreut sich auch das ferngesteuerte Regulieren der Gartenbeleuchtung oder der Brunnenaktivität immer größerer Beliebtheit. Auch der Anbau und die Pflege von Pflanzen könnte in Zukunft vollautomatisch erfolgen. Projekte wie "Farmbot" geben bereits einen Einblick, wie so etwas aussehen könnte.

FarmBot.io

Kontrollierte Natur

Bleibt die Frage, ob es sich nicht irgendwie widerspricht, einen Raum, dessen Wirkung ausschließlich auf Aspekten der Natur beruht, mit menschlicher Technologie zu verknüpfen. Dieser Widerspruch existiert jedoch nur scheinbar. Zwar sind Gärten eine Zurschaustellung von Natur nächst menschlichen Bauten, allerdings sind sie zugleich immer schon Schauplätze der menschlichen Dominanz über die Natur gewesen.

Ein Laissez-faire-Wuchern wird kaum als ästhetisch empfunden, meistens herrscht im Garten Ordnung, und alles hat seinen Platz. Extreme finden sich dabei etwa in den barocken Schlossgärten. Das Menschliche war daher schon immer ein prägender Teil des Gartens. Dass der technische Fortschritt, der uns mit einer neuen Gemütlichkeit verwöhnt, ebenso Teil des Gartens der Zukunft wird, erscheint daher durchaus legitim. (Florian Schmidt, 29.10.2016).