Wer kennt sie nicht, die Zweifel, ob die Entscheidungen, die man im Leben getroffen hat, die richtigen waren? Ob der Beruf gut gewählt war? Je älter man wird, desto häufiger beschäftigen einen mögliche Versäumnisse, schreibt Kathy Caprino, die seit elf Jahren als Karriere-Coach arbeitet, im Wirtschaftsmagazin Forbes. Menschen, die in der Mitte ihrer beruflichen Laufbahn angekommen sind, bereuten typischerweise:

... zu stark auf andere gehört zu haben

Sein Leben nach den Erwartungen anderer – zum Beispiel jenen der Eltern – gelebt zu haben, bedauern gerade Berufstätige zwischen 40 und 60 Jahren, sagt Caprino. Häufig werde ein Beruf danach ausgewählt, ob er Anerkennung, Sicherheit oder Prestige bringt – weniger danach, ob er einem gefällt. Um ein glückliches Leben zu führen, solle man mehr zu dem stehen, was man selbst für richtig hält. "Und aufhören, nach den Vorstellungen anderer zu entscheiden, selbst wenn es die der geliebten Eltern sind", sagt Caprino.

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... zu viel gearbeitet zu haben

Viele bereuten auch, zu viel Zeit im Büro verbracht – und dadurch wichtige Ereignisse in ihrem Leben verpasst zu haben. "Sie haben das Gefühl, nie genug Zeit mit Familie und Freunden verbracht zu haben", sagt Caprino. "Sie meinen, nicht genug gereist zu sein, nicht genug Abenteuer erlebt und sich nie die Zeit genommen zu haben, um auch einmal einzuhalten und das Leben zu genießen." Berufliche Erfolge seien auch nicht das, woran man üblicherweise im Alter gerne zurückdenke. "Es sind schöne Momente mit vertrauten Menschen."

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... nichts verändert zu haben – aus Angst

Nicht nur die falsche sondern auch zu einer bestimmten Zeit keine Entscheidung getroffen zu haben, bereuen viele offenbar. Wer bereits seit einigen Jahren im Beruf steht, sich dort etabliert hat, dem falle Veränderung besonders schwer. "Wir haben verschiedene Ängste, die uns blockieren, allen voran Angst vor Versagen und Verlust", schreibt Caprino – gerade Ältere fürchteten, dass das Geld nicht mehr reicht und sie nicht mehr für ihre Familie sorgen können. "Wer derlei Ängsten immer nachgibt, schafft es kaum aus einem Dauerzustand der Unzufriedenheit heraus."

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... sich nicht von negativen Menschen befreit zu haben

Freiwillig oder unfreiwillig sei man tagtäglich mit Situationen und Menschen konfrontiert, die einem nicht guttun – im Beruf wie im Privaten. Sich von ihnen zu distanzieren oder gegebenenfalls auch zu trennen, sei nicht immer einfach – aber notwendig, schreibt Caprino. Schließlich koste Negativität enorm viel Kraft.

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... zu viel Wert auf Geld gelegt zu haben

Was Menschen außerdem noch davon abhält, das Leben zu führen, das sie führen wollen, sei Geld – und die Ängste rundherum. So hätten viele einen Beruf ergriffen, der ihnen gar nicht liegt, nur weil er finanzielle Sicherheit bietet – eine Entscheidung, die viele Jahre später bereuen. Zum bösen Erwachen komme es meist im Alter von 50 Jahren, schreibt Caprino. "So war es auch bei mir. Man ist plötzlich nicht mehr bereit, kostbare Lebenszeit für Arbeit zu vergeuden." Die Erkenntnis, dass die Jahre, die man noch vor sich hat, weniger werden, mache oft mutiger. "Für viele ist das der Zeitpunkt, an dem sie endlich ändern, was sie so lange gestört hat." (lib, 25.10.2016)