Es hat nur zwei Tage gedauert, um in der Berichterstattung über die Offensive gegen den "Islamischen Staat" (IS) in Mossul von übertriebenen Erfolgsmeldungen zurück zur Realität zu finden: Ging der Vormarsch der irakischen Armee am Dienstag "schneller als erwartet", so "stockte" er am Mittwoch. Es ist wohl so, dass keine der beiden Bewertungen zutrifft: Es wird ein harter, vielleicht wochen-, vielleicht monatelanger Kampf werden.

Man darf sich an den guten Nachrichten freuen wie der frühen Befreiung ausgerechnet der christlichen Stadt Karakosh, die daran erinnert, was der Irak einmal war und vielleicht wieder werden könnte. Die Berichte enthalten jedoch – aus gutem Grund natürlich – viel zu wenige militärische Details, um Schlüsse für einen weiteren Verlauf zuzulassen: Hat der IS Widerstand geleistet, ist er abgezogen? Wenn ja: aus Schwäche oder aus taktischen Überlegungen?

Nach wie vor weiß niemand, womit die irakische Armee und ihre Hilfstruppen wirklich zu rechnen haben und was auf die Bevölkerung vonseiten des IS alles zukommt: vielleicht von Chemiewaffen – wahrscheinlich einfache und eher Terror- als militärische Waffen – bis zur massenhaften Geiselnahme. Russland fordert, alle IS-Kämpfer sofort zu töten, um zu verhindern, dass sie nach Syrien abwandern. Der IS wird in dem Fall versuchen, möglichst viele Zivilisten in den Tod mitzunehmen: Das ist der effektivste Weg, das Überleben seiner Ideologie zu sichern. (Gudrun Harrer, 19.10.2016)