Grünen-Politikerin Zalka Kuchling warnt vor einem Rückfall in alte Kärntner Zeiten.

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Klagenfurt – Jetzt tauchen sie langsam wieder auf, die alten Geister Kärntens. Der jahrelange Streit um die zweisprachigen Ortstafeln ist zwar weitgehend kalmiert, nun beginnen aber im Schulbereich die alten Debatten um die Zweisprachigkeit hochzukochen.

Der neuerliche Streit hatte sich an den anstehenden Neubesetzungen von Direktorenposten im Pflichtschulbereich entzündet. Laut einer im Juni dieses Jahres erlassenen Landeshauptmann-Verordnung müssten bei der Besetzung von Planstellen an zweisprachigen Volksschulen slowenisch sprechende Pädagogen den Vorzug erhalten. Dagegen sind in den letzten Wochen FPÖ-Politiker, aber auch SPÖ- und ÖVP-Bürgermeister der betroffenen Gemeinden Sturm gelaufen. Sie brachten entsprechende Landtagspetitionen ein. Mit dem Tenor: Einsprachige Kandidaten, also jene, die nur deutsch sprechen, würden dadurch benachteiligt werden.

Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger replizierte, er verstehe nicht, "warum dies in Kärnten ein Problem ist". "Wir reden von Slowenisch, einer zweiten Landessprache. Es werden Argumente vorgebracht, die im 21. Jahrhundert nichts verloren haben", sagte Altersberger in der Kärntner Kleinen Zeitung.

Grüne: "FPÖ spürt wieder Aufwind"

Es geht konkret um sechs zweisprachig geführte Volksschulen, deren Leitung neu besetzt wird. In den beiden Volksschulen in Völkermarkt/Velikovec und Eberndorf/Dobrla vas wurden jetzt nach Hearings aber "einsprachige" Pädagogen an die jeweils ersten Stellen gereiht. "Sie haben sich durchgesetzt", bestätigt der Dritte Landtagspräsident Josef Lobnig (FPÖ) im Gespräch mit dem Standard. "Jetzt werden wir sehen, wie Landeshauptmann Peter Kaiser, der die Verordnung ja erlassen hat, darauf regiert", sagt Lobnig. Er habe "als Erster" darauf aufmerksam gemacht, dass die Bevorzugung von slowenisch sprechenden Pädagogen "eine krasse Diskriminierung" der nur deutsch sprechenden sei. Lobnig: "Wenn in Zukunft Schuldirektoren, die nach unserer Verordnung zweisprachig sein müssten, ihre Lehrer selbst aussuchen können, haben in halb Kärnten einsprachige Lehrer keine Chance mehr, angestellt zu werden"

"Die FPÖ spürt in dieser Diskussion um die zweisprachigen Schulen eindeutig wieder Aufwind", sagt die Volksgruppen- und Bildungssprecherin der Grünen im Kärntner Landtag, Zalka Kuchling. "Die Freiheitlichen versuchen, die Ortstafelstimmung, das Volksgruppenthema wieder hochzuladen. Im Vorfeld des 2017 beginnenden Wahlkampfes für die Landtagswahlen Anfang 2018 ist das kein gutes Vorzeichen", sagt Kuchling im Standard-Gespräch.

"Die Kärntner Zukunftskoalition aus SPÖ, ÖVP und Grünen hat sich auf ihre Fahnen geheftet, das Land offener, vielfältiger und moderner zu machen, sowie sich für ein Miteinander auf Augenhöhe beider Volksgruppen starkzumachen. Jetzt fallen einige wieder in alte, schon als überwunden geglaubte politische Verhaltensmuster zurück", beklagt Kuchling. (Walter Müller, 21.10.2016)