Totenkopf statt Handtasche: Emily Jane White gastiert am Montag im Wiener Fluc.


Foto: Fluc

Wien – Ihr letztes Album hieß Blood/Lines – schon der Titel trägt ein Drama in sich, dem man sich nicht entziehen kann, verdammte Verwandtschaft, verdammte. Ihr entkommt man nicht, selbst wenn die Blutspuren sich in einer radikalen Tat begründen.

Emily Jane White durchmisst in ihrer Kunst derlei dunkle Themen, ihr aktuelles Album titelt They Moved in the Shadow All Together und vertieft den Eindruck weiter. Es gibt immer etwas zu verstecken, immer etwas zu entdecken, im Dunklen, wohin die Geheimnisse verräumt werden, die Ruf, Ansehen oder Wohlbefinden nachhaltig beschädigen könnten. Dort ist es oft modrig und schimmlig, ihre Songs tragen entsprechende Titel wie Mould, darüber kreist eine schwarze Taube (Black Dove).

Keine Frohnatur

Emily Jane White tritt kommenden Montag im Wiener Fluc auf. White stammt aus Kalifornien, doch mit den Klischees des Golden State kann sie sich zumindest künstlerisch nicht anfreunden.

Talitres

Sie spielt eine Folkmusik, in deren Geschichte die Sonne nur auftaucht, wenn sie gerade untergeht. Sie singt Geschichten, die an Erzählern wie Edgar Allen Poe oder Cormac McCarthy geschult sind, ebenfalls keine Frohnaturen.

Ihre Musik trägt dieser Neigung Rechnung: vom Echo in die dritte Dimension überführte Geisterhausmusik.

Schönheit des Grauens

Geige, Cello, Klavier, Moll. Darüber singt White in gesetztem und klarem Idiom ihre Lieder. Die Wehmut, die sie durchwirken, verleiht ihnen jene existenzielle Schwere, die die besten Ergebnisse des Fachs auszeichnen.

Mitte 30 ist White, ihre Inszenierung einschlägig, bevorzugt Schwarz-Weiß, einen Totenkopf trägt sie so selbstverständlich wie andere eine Handtasche. Die Schönheit des Grauens ist bei ihr in guten Händen. (Karl Fluch, 21.10.2016)