Das Fischerdorf Peggy's Cove bietet eine tolle Aussicht über den Atlantik.

Foto: Madeleine Kopitschek

Der Cabot Trail führt durch einen Nationalpark, ...

Foto: Madeleine Kopitschek

in dem man einige Wasserfälle entdecken kann.

Foto: Madeleine Kopitschek

Unsere Fortbewegungsmittel waren die Bahn, ...

Foto: Madeleine Kopitschek

... und das Mietauto.

Foto: Madeleine Kopitschek

Wer gerne Fisch und Meeresfrüchte isst, sollte Lunenburg besuchen.

Foto: Madeleine Kopitschek

Es ist flächenmäßig das zweitgrößte Land der Erde, hat aber nur knapp 35 Millionen Einwohner. Das bedeutet, da ist viel Platz für Schönes. Das bedeutet auch, Kanada ist eines der schönsten Länder, die wir je gesehen haben.

Nun haben wir unsere Reise der Ostküste gewidmet, die oft außen vorgelassen wird. So bekamen wir vier der zehn Provinzen zu sehen, hauptsächlich hielten wir uns in der östlichsten Provinz, in Nova Scotia, also Neuschottland, auf.

Vereinfacht gesagt: Der Osten bietet zwar keine hohen Berge, dafür Seen zur Linken und den Ozean zur Rechten, außerdem den besten Hummer überhaupt.

Nicht planlos, aber planbefreit

Von Planung halten wir nicht viel, deshalb haben wir es gleich ganz ohne versucht. Zurzeit unsere liebste Art zu reisen, da sie alle Möglichkeiten offenlässt. Man muss es wollen – und starke Nerven braucht man, wenn bei Einbruch der Dämmerung noch keine Herberge gefunden wurde. Doch irgendetwas ergibt sich immer.

Ausgangspunkt war Toronto. Kanada eignet sich hervorragend für einen Roadtrip, denn der Treibstoff ist vergleichsweise billig, und dank des transkanadischen Highways kann das ganze Land bequem "erfahren" werden. Mit mehr als 7000 Kilometern bietet er eine durchgehende Verbindung aller zehn Provinzen. Dennoch haben wir auf einen Mobilitätsmix aus Bus, Bahn und Auto gesetzt, ganz einfach aus Ermangelung eines eigenen Fahrzeuges und auch aus Kostengründen. So günstig und gleichzeitig so spaßig wie möglich sollte es sein. Da hat uns der Sommerschlussverkauf der kanadischen Bahn Viarail geradezu in die Hände gespielt, und das ist nebenbei bemerkt auch noch die schönste Art, in Kanada zu reisen.

Als bekennende Schnäppchenjäger nahmen wir erst einmal den Bus nach Montreal. Dort bestiegen wir unseren Zug nach Halifax, die östlichste Stadt in Kanada. Stolze 23 Stunden war er unser Zuhause, doch die Fahrt ist akzeptabel, auch deshalb, weil die Landschaft wirklich pittoresk ist.

Mietwagensuche

In Halifax angekommen, die Titantic ist übrigens nur einige Hundert Kilometer vor dieser Hafenstadt gesunken, galt es einen Mietwagen zu finden. Es gibt viele verschiedene Anbieter, doch man sollte Preise vergleichen, denn die Unterschiede sind groß. Kleiner Tipp am Rande: Je größer und bekannter die Mietwagenfirma, desto teurer. Wer sparen will, sollte auf eine kleinere und lokale Firma umsteigen. So kamen wir auf O'Regans und unseren Toyota Corolla. Wer unter 25 ist, muss eine Gebühr für "underaged driving" zahlen, glücklicherweise sind wir nicht aufgeflogen. Übrigens, in Kanada darf man, wie in weiten Teilen der USA auch, bei Rot rechts abbiegen, das nennt sich "turn right on a red".

Erst einmal losgefahren, haben wir einfach immer Tag für Tag unsere Tour neu entworfen. So sind wir von unserem Ausgangspunkt Halifax Richtung Süden gefahren und haben quasi ganz Nova Scotia erkundet, wobei man dank des allgegenwärtigen Patriotismus nie vergisst, dass man sich in Kanada befindet, Fahnen überall.

Airbnb statt Hotel

Es gab unzählige Highlights: hautnah Wale beobachten in der Bay of Fundy; das entzückende Lunenburg, das ein bisschen an Kopenhagen erinnert; der Cabot Trail, die vermutlich schönste Küstenstraße der Welt, auf Cape Breton. Um die kanadischen Erfahrungen abzurunden, kamen auch die typischen Aktivitäten nicht zu kurz, schließlich war man mit Kanadiern unterwegs: Kajak fahren in der Bay of Fundy, Tiefseefischen auf der Prince-Edward-Insel und mit dem Kanu über den Bras d'Or Lake. Zudem noch abends beim Lagerfeuer sogenannte "S'Mores" genießen. Das Rezept ist einfach: geröstete Marshmallows und ein Stück schmelzender Schokolade zwischen zwei Butterkeksen. Und dann erst die Meeresfrüchte und der Fisch, von den Jakobsmuscheln träumen wir heute noch.

Aus finanztechnischen Gründen wollten wir nicht in Hotels übernachten, deshalb haben wir die Internetplattform Airbnb probiert. Auf dieser bieten Privatpersonen eine Übernachtung in ihrem Zuhause zu sehr moderaten Preisen an. So erlebten wir einige spannende Nächte: Wir schliefen in einer mongolischen Jurte auf einer Ziegenfarm inmitten eines Waldes, eine andere Nacht verbrachten wir in einem Cottage am See, und dann schliefen wir bei einer entzückenden 70-jährigen Kanadierin im Haus, die uns abenteuerliche Geschichten von ihrer Rucksacktour quer durch Asien erzählte.

Wochenpensum

So haben wir in gut einer Woche 2500 Kilometer im wunderschönen Nova Scotia zurückgelegt, was dank des gut ausgebauten Straßennetzes problemlos war.

Nur allzu geschwind ist man hierzulande nicht unterwegs, 100 km/h maximal, 120 ist die große Ausnahme, niemand fährt zu schnell oder gar garstig, dafür mit Pick-up, quasi der VW Golf Nordamerikas. Vielleicht ist wegen der braven Fahrweise auch keine Polizei unterwegs, erst am letzten Tag bekamen wir sie zu Gesicht. Oder man ist einfach zu nett und aufrichtig hier und benötigt sie nicht. (Madeleine Kopitschek, 15.11.2016)