Der eine provoziert, indem er sein Gottvertrauen plakatieren lässt und im Wahlkampf auf Hilfe von oben hofft. Der andere provoziert, indem er wieder einmal in die nationalsozialistische Mottenkiste greift. Oder gegen Flüchtlinge hetzt. Oder den Bürgerkrieg heraufbeschwört. Der FPÖ ist jedes Mittel recht, um Aufmerksamkeit zu erregen. Der freiheitliche Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer und sein Parteichef Heinz-Christian Strache haben dabei keinerlei Berührungsängste. Sie kennen keine Grenze der Scham oder des Gewissens.

Wie soll man darauf reagieren? Sich jedes Mal empören und dabei in die so offensichtlich aufgestellte Falle tappen? Oder soll man die freiheitlichen Provokationen ignorieren und ihnen die Aufmerksamkeit verweigern? Vor allem in den sozialen Medien, die mittlerweile zu den wichtigsten Kanälen gehören, mit denen die FPÖ ihr Publikum erreicht und bedient, gehen nach den gezielt gesetzten Provokationen die Wogen hoch. Die Gegner der FPÖ sind schockiert und immer wieder fassungslos. Die Fans von Hofer und Strache sind sowieso einer Meinung mit ihren politischen Galionsfiguren und bejubeln und verstärken deren Äußerungen. Überschneidungspunkte gibt es so gut wie keine, ein Meinungsaustausch zwischen diesen Lagern findet nicht statt – und er wäre auch fruchtlos. Neben Beschimpfungen und Vorurteilen, oft genug wohl begründet, kommt kein sinnvoller Austausch von Argumenten zustande.

Die klassischen Medien bleiben in dieser Schlacht der Ideologien immer wieder außen vor. Dennoch finden die freiheitlichen Provokationen auch hier regelmäßig Niederschlag. Und selbst wenn sie dazu beitragen, Straches und Hofers Thesen dadurch zu verbreiten, ist es notwendig, sich damit auseinanderzusetzen – und, wenn angebracht, sich auch darüber zu empören.

Dass Hofer, der selbst mit der Kirche im Clinch liegt, Gott in die Pflicht nehmen will, ist als Skurrilität zu verbuchen. Gläubige Christen werden sich selbst ihren Reim darauf machen und wissen, was davon zu halten ist. Das braucht man nicht weiter zu kommentieren. Die Art und Weise, wie Strache gegen Flüchtlinge hetzt und hetzen lässt, kann aber nicht ohne Widerspruch hingenommen werden. Letztendlich ermittelt auch die Justiz. Möglicherweise wurden hier kriminelle Tatbestände gesetzt.

Wenn Strache versucht, aufgrund der Flüchtlingsbewegungen einen Bürgerkrieg im Land herbeizureden, ist das letztklassig und gefährlich – und muss auch so benannt werden. Und wenn Strache zum Nationalfeiertag die zweite Strophe der Kernstock-Hymne postet, dann muss dazu gesagt werden, dass das nicht einfach die "Hymne der Ersten Republik" ist, sondern das "Weihelied des freien deutschen Ostmarkvolkes", später die Hymne des austrofaschistischen Ständestaats. Das offenbart deutlich, wes Geistes Kind Strache ist. Eine mehr als deutliche Warnung, was dem Land blühen könnte, sollte die FPÖ an die Macht kommen. Aufmerksamkeit hin oder her, das muss gesagt sein. (Michael Völker, 27.10.2016)