Bild nicht mehr verfügbar.

Lipton hat mit einem Werbesujet zahlreiche Rechtsextreme provoziert

Foto: AP/Lennihan

Der Teehersteller Lipton ist mit seiner neuen Facebook-Seite zur Zielscheibe von rechtsextremen Aktivisten geworden. Sie fühlten sich durch ein Statement des Konzerns provoziert, in dem dieser zu "mehr Miteinander, mehr Offenheit und mehr Austausch" aufrief. Dies seien laut Lipton "Gedanken zum Nationalfeiertag". Auf einem Sujet war zusätzlich der Spruch "Offenheit versetzt Berge. Mehr denn je!" zu lesen. Kritiker sahen darin ein gesellschafts- und parteipolitisches Statement. Das "Mehr denn je" wurde von einigen Usern etwa als Anspielung auf die Bundespräsidentschaftswahl verstanden. Tatsächlich setzt auch Alexander Van der Bellen auf den Slogan.

Lipton: "Tee ist Zeichen des Willkommens"

Lipton bestritt in den Kommentaren allerdings, mit dem Sujet auf Parteipolitik zu referenzieren oder einen Standpunkt in der Flüchtlingskrise einzunehmen. Der Konzern verwies darauf, dass Tee prinzipiell ein Zeichen des Willkommens sei und man "zu einem herzlichen Miteinander" aufgerufen habe – nicht mehr und nicht weniger. Kader der rechtsextremen Identitären Bewegung mobilisierten dennoch zahlreiche Anhänger, die sich teils heftig gegen Lipton zu Wort meldeten. Identitären-Chef Patrick Lenart sah etwa "totalitäre Tendenzen" in Liptons Aufruf zu mehr Freundlichkeit im persönlichen Umgang, auch Luca Kerbl, Leiter der Identitären in der Steiermark, protestierte.

Der Aufruf zu mehr Offenheit wird von Identitären-Chef Lenart als "totalitäre Tendenz" empfunden
Screenshots

"Muslimbärtige Araber" in Lipton-Fotos

Der Betreiber der extrem rechten Facebook-Seite FMpolitics, die regelmäßig von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache geteilt wird, störte sich auch am Coverbild der Lipton-Seite. "Ein Hipster-gestylter muslimbärtiger Araber, der von einer blonden Frau bedient wird. Das ist das neue Weltbild. Die blonde Frau ist nur noch als Harems-Handlager zu verstehen", kommentierte dieser. Lipton antwortete, dass nur "unterschiedliche Menschen, die gemeinsam Tee trinken" abgebildet seien. Teilweise gab es aber auch positive Rückmeldungen auf das Statement des Teeherstellers, dem ein Boykott durch Rechtsextreme droht.

Florian H. stößt sich an "muslimbärtigen Arabern", seine Facebook-Seite wird regelmäßig von FPÖ-Chef Strache geteilt
Screenshots

Reihe an Shitstorms

Fremdenfeindliche Gruppen haben in den vergangenen Monaten wiederholt zum Shitstorm als Mittel des Protestes gegriffen. Die Supermarktkette Spar wurde etwa wochenlang beschimpft, weil sie Halal-zertifiziertes Fleisch in ihr Sortiment aufgenommen hatte. Spar wurde damals von einigen Rechtsextremen sogar vorgeworfen, mit dieser Entscheidung "Terrorismus" zu unterstützen. Der Konzern kapitulierte schließlich vor der fremdenfeindlichen Flut an Kommentaren und entfernte Halal-Produkte aus seinen Regalen.

Erst vergangene Woche sorgte ein "Zipfelmännchen" aus Schokolade für Aufregung. Zahlreiche Nutzer dachten, Diskonter "Penny" würde dies statt einem Schokolade-Nikolo anbieten. Die Vorwürfe gingen so weit, dass Penny ein Beitrag zum Untergang des Abendlandes unterstellt wurde. Tatsächlich sind die "Zipfelmännchen" nur eine Ergänzung zu den Nikolos aus Schokolade. Tröstlich für die Unternehmen ist, dass diese trotz der Shitstorms eine Menge PR erhalten, da viele Interaktionen mit der Seite diese bei Facebook prominenter machen. (fsc, 28.10.2016)