Portoroz – Umweltschützer haben am Freitag eine gemischte Bilanz der Tagung der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) im slowenischen Portoroz gezogen. Negativ gesehen wurde das Scheitern eines riesigen Walschutzgebiets im Südatlantik, das bis zum Äquator reichen sollte. Die Versuche, das 30 Jahre alte Walfangmoratorium zu beenden, konnten indes abgewehrt werden.

EU könnte sich stärker einbringen

"Der Walfang in Europa ist endlich wieder ein Thema. Aber wir haben wertvolle Zeit verloren. Der Walschutz geht nur im Schneckentempo voran, denn gestoppt ist der Walfang in Norwegen, Island und Japan noch lange nicht", bilanzierte Sandra Altherr, die für die NGO Pro Wildlife als Beobachterin an der Walfangtagung teilgenommen hat.

Nicolas Entrup, Sprecher von OceanCare, stellte fest, dass die Europäische Union keine eigenen Initiativen eingebracht hat. "Wale unterliegen innerhalb der EU-Naturschutzgesetzgebung striktem Schutz und dürfen nicht bejagt werden. Diese Werte gilt es, aktiv durch gezielte Initiativen in internationale Foren zu tragen und eine Vorreiterrolle im Walschutz einzunehmen. Die EU hat das bisher nicht ausgeschöpfte Potenzial, die IWC in eine Zukunft führen, die dem Tier- und Artenschutz gerecht wird", sagte Entrup. Doch obwohl der kommerzielle Walfang als ureigenes Thema der Walfang-Kommission nicht auf der offiziellen Agenda war, kritisierte die EU-Kommission die Walfangaktivitäten von Island und Norwegen, die das Walfangverbot untergraben.

Schutz für den kleinsten Wal der Welt

Die IWC selbst brauche laut OceanCare, wie in zahlreichen internationalen Fischereiorganisationen und beim Washingtoner Artenschutzübereinkommen üblich, bessere Vollzugsmechanismen, um Verstöße gegen das Abkommen ahnden zu können. Die IWC war ursprünglich vor allem eingerichtet worden, um Walfangquoten festzulegen. Nun wurde etwa eine Resolution zum Schutz des Kalifornischen Schweinswals (Vaquita) verabschiedet.

Greenpeace lobt ebenfalls den IWC-Beschluss, nach dem unter anderem dauerhaft alle Stellnetze zum Fischfang aus dem Lebensraum dieses kleinsten Wals der Welt entfernt werden sollten. Die nur noch 60 existierenden Tiere vor Mexiko seien vor allem durch illegale Stellnetzfischerei vom Aussterben bedroht.

Zudem sei die Leistung der Wale für das Ökosystem anerkannt worden. "Der heutige Beschluss zur positiven Rolle, die Wale für das Ökosystem Meer einnehmen, bedeutet einen wichtigen Paradigmenwechsel in der Betrachtung von Walen", sagte die deutsche Greenpeace-Sprecherin Gesche Jürgens. "Denn wissenschaftliche Forschungsergebnisse zeigen: Mehr Wale im Meer bedeuten auch mehr Fische – und nicht weniger."

Die nächste IWC-Tagung findet 2018 in Brasilien statt. OceanCare erwartet eine schwierige Konferenz, da die Erneuerung der Walfangquoten für indigene Völker ansteht. (APA, 28. 10. 2016)