Wien/Burgenland – Da darf man sich schon einmal kurz wundern, wenn man sich dem RAV4 Hybrid mit Zweiradantrieb zum ersten Mal nähert. Denn die Kombination ist wahrlich etwas sonderbar. Wir haben da einen ausgewachsenen, selbstbewusst wirkenden SUV vor uns, der dazu eine gescheite Bodenfreiheit hat, futuristisch ausschaut und mit fast 200 PS die Muskeln spielen lässt.
Wir haben da aber auch einen Hybridantrieb, der den Normverbrauch auf unter fünf Liter drückt, gut 1700 Kilogramm – nur mit Bordwerkzeug, Pannendreieck und Verbandskastl – wiegt, sowie einen Vorderradantrieb und ein CVT-Getriebe.
Corolla mit Magermotor
Man kann mit dem Auto also weder in ein Gelände fahren, in dem sich ein alter Corolla mit Magermotor nicht auch wohlfühlen würde, hat aber auch keinen sportlichen SUV, weil jeder Zahnarztbohrer lieblicher in den Ohren klingt als der – dank CVT-Getriebe – beim anständigen Gas geben dauerheulende Vierzylinder. Und anstecken geht auch nicht.
Wer versucht, in den 8,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu sprinten, die das RAV4-Hybrid-Datenblatt verspricht, wird erst mit durchdrehenden Vorderrädern und dann mit einem Verbrauch von knapp zehn Litern bestraft. Motorengeschrei noch nicht einmal mitgerechnet.
Perspektivenwechsel
Man muss den RAV4 Hybrid also anders verstehen. Toyota hat sich ja sicher was dabei gedacht, als sie diesen Wagen in der Konfiguration auf den Markt brachten. Und er wird auch seine Kunden finden. Ganz bestimmt. Personen etwa, die den Prius, seinen Antrieb, seine Sparsamkeit lieben, sich aber mehr Auto wünschen.
Was den Komfort angeht, spielt der Wagen ja fast alle Stückl. Da ist die Automatik, die hohe Sitzposition, die Geräumigkeit. Zudem fährt sich dieser Hybrid-Antrieb aus einem 2,5 Liter großen Benziner und einem kleinen E-Motor sehr gediegen. Wenn man ihn halt nicht zu Höchstleistungen fordert.
Wer gerne Schotterstraßen, Autobahnen und Tankstellen meidet, heliumgefüllte Einlagen im rechten Schuh trägt und auf SUVs steht, der wird diesen Wagen bedingungslos lieben.
Alle anderen werden sich womöglich über diese Summierung der einzelnen Teile wundern. Aber das ergibt sich vielleicht mit zunehmender persönlicher Reife. (Guido Gluschitsch, 7.11.2016)