Wien – Während es in Frankfurt bei der Buchmesse nicht nur, aber auch um das große Geschäft sowie Rechte und Lizenzen geht und sich die Leipziger Buchmesse mit Graphic-Novels, Manga und Co zunehmend einem jüngeren Publikum zuwendet, ohne allerdings ihre Brückenkopffunktion zu den Literaturen Ost- und Mitteleuropas zu vernachlässigen, versteht sich die BuchWien (10. bis 13. November) vor allem als Lesefest und Leistungsschau nicht nur heimischer Verlage.

Leicht ist es für eine im Vergleich kleine Veranstaltung wie die BuchWien nicht, sich zwischen den beiden großen deutschen Messeschwestern zu behaupten. Doch die in der Halle D der Wiener Messe (U2, Station Krieau) stattfindende Buchmesse konnte in den neuen Jahren ihres Bestehens durch stetige Adaption der Messehalle, Feinjustierungen beim Programm und einen feinen Kinder- und Jugendbuchschwerpunkt ihren Platz behauptet.

Luther trifft Victor Adler

Heuer werden 350 Aussteller aus 17 Nationen vor Ort sein. Dazu gehen 430 Lesungen von bekannten und noch zu entdeckenden Autoren aus Österreich und von international bekannten Größen (u. a. Veit Heinichen, Mathias Énard, Nir Baram, Aris Fioretos, Cynthia D'Aprix Sweeney, Bachtyar Ali) über die acht Messebühnen. Nach Messeschluss (18 Uhr) wird an diversen über die Stadt verteilten Orten weitergelesen und am Freitag bei einer Party im Gartenbaukino auch gefeiert (ab 22 Uhr).

Der inoffizielle Startschuss zur Messe fällt heute mit der erstmaligen Vergabe des Österreichischen Buchpreises, der mit insgesamt 45.000 Euro dotiert ist. Wer den Preis – auf der Shortlist stehen Sabine Gruber, Peter Henisch, Friederike Mayröcker, Anna Mitgutsch und Peter Waterhouse – und den gleichzeitig vergebenen Debütpreis (Sacha Batthyany, Friederike Gösweiner, Katharina Winkler) gewinnt, weist sich ab 19.30 Uhr im Kasino am Schwarzenbergplatz (nur mit Einladung).

Am Mittwoch (18 Uhr, Messe) eröffnet die BuchWien mit einer Rede der deutsch-ungarischen Autorin Terézia Mora. Anschließend spielen und lesen ab 19.30 Uhr bei der langen Nacht der Bücher u. a. der Nino aus Wien, Altbundespräsident Heinz Fischer, der die Graphic-Novel Heinz Fischer und die Zweite Republik vorstellt, André Heller, der schwedische Krimiautor Arne Dahl und Stefanie Sargnagel. Moderieren wird Florian Scheuba. Neben Lesungen bietet die Messe zahlreiche Diskussionen. Etwa über Martin Luther (mit Margot Käßmann, Gertraud Knoll-Lacina und dem Luther-Biografen und Süddeutsche-Autor Willi Winkler (Fr., 19 Uhr, Albert-Schweitzer-Haus) oder Victor Adler, über den Robert Misik mit Bundeskanzler Christian Kern spricht (Sa., 16.30, ORF-Bühne auf der Messe). (Stefan Gmünder, 7.11.2016)