Welche Rolle spielen russische Geheimdienste bei der US-Wahl – und könnten sie Cyberattacken starten? Derartige Fragen beschäftigen US-Behörden am Wahltag

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Am Dienstag wählen US-Bürger einen neuen Präsidenten – und erleben möglicherweise eine massive Cyberattacke. Das befürchten zumindest Insider aus US-Behörden und der IT-Branche, die anonym mit US-Medien wie Wired kommunizierten. Der Grund dafür sind mehrere Vorfälle in den vergangenen Monaten. So drangen Hacker in interne Systeme der Demokratischen Partei ein und stahlen etwa E-Mails des Wahlkampfteams von Hillary Clinton, die dann über Wikileaks veröffentlicht wurden. US-Behörden vermuten russische Hacker hinter diesen Cyberattacken, auch wenn öffentliche Beweise dafür fehlen.

Überlastungsangriffe

Mitte September erlebten Millionen User weltweit Ausfälle beliebter Services wie Spotify, Netflix oder des PlayStation Online-Dienstes, die durch Distributed Denial of Service-Attacken auf Anbieter im Bereich der Netzinfrastruktur ausgelöst worden waren. Die Hacker benutzten mit dem Internet verbundene Geräte wie Videokameras, um Überlastungsangriffe auf Server zu starten. Wer dahinter steckt, ist noch völlig unklar – die Spekulationen reichen von chinesischen oder russischen Geheimdiensten bis hin zu kriminellen Hackern.

Webseiten lahmlegen

Die beiden Vorfälle zeigen, dass es Hacker gibt, die eine Präsidentin namens Hillary Clinton verhindern wollen – und dass eventuell andere Hacker in der Lage sind, wichtige Webseiten lahmzulegen. Kombiniert ergibt das eine gefährliche Mischung, vor allem für den Wahltag. Eine Beeinflussung der US-Wahl durch manipulierte Stimmen wird zwar nahezu ausgeschlossen, dafür kann jedoch etwa ein Ausfall von wichtigen Nachrichtenseiten oder Fernsehsendern zu Panik führen.

Geheimdienstmitarbeiter warnen gegenüber Wired außerdem davor, dass gefälschte Nachrichteninhalte im Netz auftauchen könnten – etwa vermeintliche Enthüllungen über die Kandidaten. Die NSA und andere militärische Cyberabwehrzentren beobachten nun "extrem wachsam" Internetverkehrsdaten, um etwaige Angriffe sofort zu bemerken. Generell fühlen sie sich gut gerüstet. Die Vorbereitungen glichen weniger einem absoluten Katastrophenszenario, sondern seien mit der "Nachricht von einem Hurrikan" vergleichbar. (red, 8.11.2016)