"BR 01 Instrument de Marine": Das Design dieses Modells ist in einem nostalgischen Stil gehalten. Das Gehäuse, die Lünette und die Aufzugskrone der Uhr sind mit Bronze beschichtet, während der Gehäuseboden aus Titan besteht. Beim Uhrwerk fiel die Wahl auf eines, das stilecht von Hand aufzuziehen ist – die Gangreserve beträgt 56 Stunden.

Foto: Bell & Ross

Die "BR 03-92 AEROGT" ist auf 500 Stück limitiert.

Foto: Bell & Ross

Die "Vintage BR Aéronavale" von Bell & Ross präsentiert sich im maritimen Blau und spiegelt in ihrem Aussehen die Uniformen der Marineflieger wider. Im 43-Millimeter-Gehäuse aus Edelstahl tickt das Automatikkaliber BR-CAL.101 mit Chronografen-Funktion.

Foto: Bell & Ross

Klotzig und protzig sagen die einen, ein moderner Klassiker, die anderen: Die quadratischen Uhren von Bell & Ross polarisieren. Darauf angesprochen, lächelt Bruno Belamich. Ihm ist das nicht neu: "Als wir die Uhr 2005 auf der Baselworld vorstellten, gab es nur zwei Reaktionen: Die einen haben uns für verrückt erklärt, die anderen waren begeistert", erinnert er sich. Das brachte Publicity. Die Marke schaffte es vom Geheimtipp auf den Radar des Mainstreams.

Die Herbstsonne strahlt durch die Dachflächenfenster des Gebäudes Nr. 8, Rue Copernic 75116 Paris, des schmucken Hauptquartiers von Bell & Ross, unweit des Arc de Triomphe. Bruno Belamich sitzt entspannt hinter einem schlichten Schreibtisch. Er ist das "Bell" in Bell & Ross und der kreative Kopf hinter den Zeitmessern. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Carlos Rosillo ("Ross") gründete er 1992 das Unternehmen, das seither die Uhrenwelt mit unverwechselbaren Zeitmessern bereichert. Belamich sinniert: "Das mag ich so an Uhren: Es sind emotionale Produkte, die etwas Irrationales haben. Ich meine: Kein Mensch braucht eine Uhr heutzutage."

Der Industriedesigner Bruno Belamich entwirft nicht nur Uhren: Hier steht er vor dem Conceptbike "B-Rocket", dessen Basis eine Harley-Davidson ist.
Foto: Bell & Ross

Mit Ecken und Kanten

Dass seine Zeitmesser ein Erfolg werden würden, war nicht absehbar. Erst als die erste Charge noch während der Messe ausverkauft war, konnten Carlos, der Betriebswirt, und er, der Industriedesigner, durchatmen. Vor allem Sammler sprangen sofort an: Eine Uhr mit Ecken und Kanten, bis dahin singulär in ihrem Erscheinungsbild, braucht man in der Kollektion. Ralph Lauren zum Beispiel hat sich gleich mehrere gekauft und ließ seine Models in Anzeigen mit der quadratischen BR-01 posieren. Heute verkauft Bell & Ross rund 60.000 Uhren pro Jahr.

Zum Erfolg beigetragen hat auch die Kooperation mit Chanel. Der Modegigant stieg 1997 bei Bell &Ross ein. "Ein Glücksfall für uns", sagt Belamich. Denn neben dem Geld (Summen werden keine genannt) hielt auch das strategische Know-how bei der noch jungen Uhrenmarke Einzug, wie er betont. Und: "Chanel lässt uns machen." Synergien ergeben sich nicht zuletzt durch die Produktionsstätte in La Chaux-de-Fonds, wo auch Chanel seine Uhren fertigt.

Düsenjet am Handgelenk

"Die Form war ein Befreiungsschlag. Ab dann war alles möglich", fährt Belamich fort. Dieses "Anything goes" zeigt sich in der gesamten Kollektion: So gaukeln die Modelle aus der Vintage-Kollektion, in die sich vorwiegend runde Uhren einreihen, eine jahrzehntelange Tradition vor, die es gar nicht gibt. Das ist schlau. So holt man auch jene ab, denen die quadratische Bletschn dann doch zu steil ist. Folgt man der Argumentation der Marke, sei dies eine Hommage an die Geschichte der Uhr, speziell der Fliegeruhr.

Man könne die Uhr nicht neu erfinden, ihr aber immer neue Facetten hinzufügen, meint Belamich. Sieht man sich im Büro um, kann man nachvollziehen, wo er seine Inspiration hernimmt: Es ist vollgeräumt mit Devotionalien der (militärischen) Luftfahrt. Belamich hat die Instrumente aus dem Cockpit des Abfangjägers ans Handgelenk gebracht. Das gefällt vor allem jungen, technikaffinen Männern, die gerne mit Überschallgeschwindigkeit unterwegs wären. "Als Industriedesigner mag ich das Klare und Praktische solcher Instrumententafeln", sagt Belamich. Industriedesign sei eben das, was funktioniert. Löst das so gestaltete Produkt auch noch heftige Reaktionen aus, umso besser. (Markus Böhm, RONDO Exklusiv, 11.12.2016)