Auma Obama beglückwünschte die Stipendiatinnen.

Foto: Nico Havranek

Wien – "Es müssen Räume geschaffen werden, in denen Frauen ihre Exzellenz und Qualifikation zeigen können", sagte Auma Obama in ihrer Festrede zur zehnten Verleihung der "For Women in Science"-Stipendien vergangenen Montag. "Ihr werdet ausgezeichnet, weil ihr ausgezeichnet seid. Ihr seid die Role Models von morgen", beglückwünschte die kenianische Journalistin, Initiatorin der Sauti Kuu-Stiftung und Halbschwester des US-Präsidenten Barack Obama die prämierten Forscherinnen.

Weltweit seien nur 30 Prozent der Wissenschafter weiblich. Um dies zu ändern, unterstützt "For Women in Science" seit zehn Jahren junge Wissenschafterinnen, die Grundlagenforschung in Medizin, Naturwissenschaft oder Mathematik betreiben. Ins Leben gerufen wurde das Stipendienprogramm von der Österreich-Tochter des Kosmetikkonzerns L'Oréal in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Unesco-Kommission und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft verdoppelt zudem jedes Jahr die Mittel der Initiative. Seit 2007 wurden insgesamt 40 Frauen gefördert. Die Stipendien sind mit je 20.000 Euro dotiert und haben eine Laufzeit von sechs bis zwölf Monaten. Sie sollen gezielt in den Übergangsphasen der wissenschaftlichen Karriere unterstützen, etwa beim Abschluss der Dissertation oder Habilitation, in der Zeit zwischen Doktorat und Post-Doc, aber auch bei der Rückkehr nach einer Karenz.

Die Idee, Gleichberechtigung im akademischen Bereich durch geschlechtsspezifische Stipendien zu fördern, ist nicht unumstritten. Seit das Stipendium "Frauen in Forschung und Technologie" 2011 eingestellt wurde, ist "For Women in Science" die einzige ÖAW-Förderung, die sich nur an Frauen richtet.

"Dies ist in Übergangsphasen auf jeden Fall sinnvoll", sagt Barbara Haberl, Leiterin der Abteilung Stipendien und Preise der ÖAW. Solche Lücken in der Forschungsfinanzierung würden Frauen allein wegen Schwangerschaften häufig betreffen.

Überbrückungsfinanzierung

Das Programm soll deshalb in Zukunft noch präzisiert werden, um gezielt und projektorientiert als Überbrückungsfinanzierung zu dienen. "Sehr erfolgreich war das Stipendium bei klaren Zielsetzungen", sagt Haberl. So seien die Projektanträge an den Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) oder an die Europäische Union, die im Zuge von "For Women in Science" erstellt wurden, in der Regel auch bewilligt worden.

Die diesjährigen Stipendiatinnen kommen aus gänzlich unterschiedlichen Forschungsbereichen. Die Medizinerin Alessia Masuccio untersucht in ihrem Dissertationsprojekt an der Medizinischen Universität Innsbruck die Rolle von zwei Proteinen bei der Kontrolle der Zellteilung und damit auch bei der Entstehung von Krebs.

Kristin Richter ist Ozeanografin an der Universität Innsbruck. In ihrem Post-Doc-Projekt untersucht sie Gründe für regionale Unterschiede beim Anstieg des Meeresspiegels und speziell, welche Rolle große Vulkanausbrüche dabei spielen.

Die Astrobiologin Ruth-Sophie Taubner von der Uni Wien untersucht, ob Leben, wie wir es kennen, auch unter extraterrestrischen Bedingungen entstehen könnte. In ihrem Doktorat simuliert sie dafür Bedingungen des Saturnmondes Enceladus.

Livia Tomova promovierte an der Uni Wien in Psychologie und will in ihrem Post-Doc herausfinden, wie sich Stress und stressbezogene Hormone auf neuronale Muster auswirken. Konkret will sie dabei bestimmte Belohnungs- und Risikosituationen in den Blick nehmen.

Evelyn Zöhrer arbeitet an der Universitätsklinik der Medizinischen Universität Graz. Sie forscht daran, ob mögliche Abstoßungsreaktionen nach einer Lebertransplantation frühzeitig und eindeutig mithilfe bestimmter Biomarker im Blut vorausgesagt werden können. (Julia Grillmayr, 8.11.2016)