Der steirische Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann soll Teile seiner Dissertation abgeschrieben haben.

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Graz – Nachdem im Frühsommer ein Plagiatsgutachten aufgetaucht ist, wonach der steirische Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP) große Teile seiner Dissertation abgeschrieben haben soll, hat die Universität Graz ein Verwaltungsverfahren gegen Buchmann eingeleitet. Das von der Uni bei der Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) in Auftrag gegebene zusätzliche Gutachten ist am Mittwoch im Rektorat eingelangt. Buchmann habe nun sechs Wochen Zeit, um Stellung zu nehmen, heißt es.

Schon mögliche Nachfolgerin im Gespräch

Der Landesrat reagierte mit einer etwas kryptischen Aussendung: "Ich hatte vor 16 Jahren keinen Einfluss auf die positive Beurteilung meiner Arbeit und nun keinen Einfluss auf die nachträglichen Gutachten. Ich habe nicht studiert, um Politiker zu werden. Mein damaliges Studium hat mit meinem heutigen Beruf nichts zu tun."

In Kreisen der Landesregierung geht man davon aus, dass Buchmann zurücktreten müsse, wenn das Uni-Gutachten die Vorwürfe bestätigt. Als Nachfolgerin ist bereits die Landtagsabgeordnete Alexandra Pichler-Jessenko (ÖVP) im Gespräch. Sie hat kürzlich ein Angebot abgelehnt, Grazer Stadträtin zu werden.

Vizerektor: "Sehr schwerwiegende Vorwürfe"

Der für Plagiatsvorwürfe zuständige Vizerektor Martin Polaschek hatte das Erstgutachten des Plagiatsforschers Stefan Weber jedenfalls sehr ernst genommen: Es lägen "sehr schwerwiegende und konkrete Vorwürfe" auf dem Tisch, sagte Polaschek.

Buchmann regierte vorerst mit Augenzwinkern: Sollten die Prüfer tatsächlich zu einem negativen Ergebnis kommen, spiele er mit dem Gedanken, "eine neue Arbeit zu verfassen". Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) sprang ihm bei: "Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein. Es gibt wahrscheinlich viele, die vor 20 Jahren bei einer Prüfung einmal geschummelt haben." (Walter Müller, 16.11.2016)