Christian Deutsch trat still als Parteimanager der Wiener SPÖ zurück. Nun wird er lauter.

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Der Rückzug aus der ersten Reihe verlief im Juli 2014 fast still und heimlich. "Neuen Elan" wollte Christian Deutsch mit seinem Rücktritt als Parteimanager innerhalb der Wiener SPÖ ermöglichen. Das kündigte Deutsch nicht öffentlich, sondern in einer E-Mail an Mitarbeiter an. Der Rücktritt als Landesparteisekretär nach acht Jahren Tätigkeit sollte den Roten eine Neuaufstellung für die Wien-Wahl im Herbst 2015 ermöglichen.

Mittlerweile hält Deutsch, der seit 2001 auch SPÖ-Gemeinderat ist, nichts mehr von nobler Zurückhaltung. Offen forderte er in den vergangenen Tagen eine Nachfolgeregelung für Michael Häupl ein. 22 Jahre seien genug. "Der Letzte, der so lange im Amt war, war vor 200 Jahren in Wien Bürgermeister", sagte der Gemeinderat. Von Häupl nach der Wien-Wahl angekündigte personelle und inhaltliche Veränderungen "lassen jetzt schon ziemlich lange auf sich warten". Es sind Sätze aus der Wiener SPÖ, die vor ein paar Wochen noch undenkbar gewesen wären und am Denkmal Häupl kratzen. Auch Bundeskanzler Christian Kern und Wiens Sozialstadträtin Sonja Wehsely griff Deutsch zuletzt frontal an.

Der 1962 in Linz geborene Politiker ist Rädelsführer von parteiinternen Kritikern. Er gilt wie Ex-Bundesparteimanager Gerhard Schmid, der ebenfalls heftige Worte zur Lage der Wiener Partei ("besorgniserregend") fand, als Intimus von Ex-Bundeskanzler Werner Faymann.

1983, als Deutsch seine Karriere als Landessekretär bei der Sozialistischen Jugend in Wien begann, war Faymann Vorsitzender. Zudem waren beide als Konsulenten in der Zentralsparkasse sowie in der Mietervereinigung tätig. Den politischen Heimatbezirk Liesing teilen sie sich ebenfalls.

Obwohl die Faymann-Fraktion ab 2014 in Wien an Einfluss verlor, stand der dreifache Vater bis zu Faymanns Rücktritt hinter dem Kanzler. Nach dem Ausscheiden als Wiener Parteimanager war Deutsch zudem im Kabinett von Minister Josef Ostermayer tätig – einem weiteren FaymannVertrauten. Seit Februar 2016 ist er beim Wohnservice Wien, das zu Stadtrat Michael Ludwig ressortiert. Ludwig ist Vertreter der Flächenbezirke, die ebenfalls auf eine Erneuerung der Wiener Partei drängen.

Die Frage ist, ob Häupl-Kritiker wie Deutsch, Schmid und der Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy einen Flächenbrand in Wien auslösen können. Noch stellen sie in SPÖ-Parteigremien die Minderheit. (David Krutzler, 17.11.2016)