Wien – Er hat aktuell eine der besten und raumfüllendsten Stimmen des Vokaljazz und Soul: Der 45-jährige US-Amerikaner Gregory Porter füllt mit seinem Stimmorgan mühelos jede Halle – und seit dem Erfolgsalbum Liquid Spirit (2013) sind das rund um den Globus große Konzertsäle. Jetzt kommt er für zwei Auftritte nach Österreich.

Nicht nur "Old spirit, reborn", wie Dee Dee Bridgewater einmal sagte, sondern auch ein authentischer Vertreter afroamerikanischer Musikkultur: Gregory Porter.
Foto: APA / AFP/ François Guillot

Der 1971 in Los Angeles geborene Afroamerikaner wäre ob seiner Statur beinahe Footballprofi geworden. Während seines Sportstipendiums an der Uni San Diego schaffte es doch einmal ein Gegenspieler, den Zweimeterbären zu fällen – die daraus resultierende Schulterverletzung beendete die Footballkarriere und startete eine andere, weitaus wohlklingendere, als er 1999 nach einer Rolle in der Broadwayshow It Ain't Nothin' But The Blues seinen warmen Bariton einem Tribute für Nat King Cole leihen konnte.

Kein Kitsch

Seine ersten Gesangsversuche machte Porter als Kind mit Kirchen-Gospel. Bis heute zehrt er von dieser Musik, die er mit bluesigem Jazz und moderat modernem Soul wie auch mit Anflügen von Folk und Rhythm 'n' Blues zu einer bekömmlichen Melange verrührt. Klassisches Crooning verbindet er dabei mit freieren Interpretationen, Liebeslieder und Balladen mit Black Consciousness.

GregoryPorterVEVO

Auch deshalb schrammen die schmalzigen Songs an Kitsch und Cappuccino-Wohlfühlsoundtrack immer (knapp) vorbei – Porter ist nicht nur "old spirit, reborn", wie die Jazzsängerin Dee Dee Bridgewater einmal meinte, sondern ein authentischer Vertreter afroamerikanischer Musikkultur, bei der Klage und Anklage immer präsent ist.

Für Liquid Spirit erhielt er einen Grammy, aber den alltäglichen Rassismus erlebt Porter bis heute immer wieder. Heuer erschien das fünfte Album Take Me to the Alley, auf dem es eine Zusammenarbeit mit dem britischen Electronic-Duo Disclosure gibt, die dennoch gediegen bleibt, ansonsten Breitwand-Soul im Stile Donny Hathaways oder Hardbop-Zitate. (Gerhard Dorfi, 21.11.2016)