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"Gigaliner" können künftig auf deutschen Straßen unterwegs sein. In Österreich dürfen die Riesen-Lkws weiterhin nicht fahren.

Foto: AP/Jürgen Schwarz

Wien – Die deutsche Bundesregierung will ab kommendem Jahr die umstrittenen Überlängentransporter "Gigaliner" zulassen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt verkündete am Freitag, dass die Lkws auf einem ausgewählten Straßennetz von rund 11.600 Kilometern zugelassen werden. Die Einführung folgt einem mehrjährigen Pilotprojekt. Das Netz erstreckt sich über 14 der 16 Bundesländer, in Berlin und im Saarland dürfen die Fahrzeuge weiterhin nicht fahren.

Mit 25,25 Metern sind "Gigaliner" um 6,5 Meter länger als herkömmliche Lkws. Trotz der Länge dürfen die Fahrzeuge mit 40 Tonnen aber nicht schwerer beladen werden als normale Lastkraftwagen. Vor allem im Transport von Leichtgütern, die viel Volumen benötigen, bringen sie Vorteile. Zwei "Gigaliner" können in diesem Fall drei konventionelle Lkws ersetzen.

Die Monstertrucks sorgten in Österreich schon 2013 für Aufregung: Die Asfinag errechnete damals, dass die Zulassung von "Gigalinern" Kosten in der Höhe von 5,4 Milliarden Euro erzeugen würde. Die Kritik gilt auch heute noch: "Österreichische Straßen sind nicht dafür ausgelegt", heißt es auf Nachfrage bei der Autobahngesellschaft. Weder Brücken, Auf- und Abfahrten noch Tunnels und Rastplätze seien auf derartige Längen und Gewichte ausgerichtet, so die Asfinag. Leit- und Rückhalteeinrichtungen halten außerdem nur eine Belastung von 38 Tonnen aus, durch das Zusatzgewicht wäre die Verkehrssicherheit in Österreich "massiv gefährdet".

Von der Straße auf die Schiene

"Bei uns wollen wir keine Gigaliner", sagt auch Verkehrsminister Jörg Leichtfried. "Gigaliner würden massive Umbauarbeiten und enorme Kosten auf Österreichs Straßen verursachen." Neben der Finanzierung spielen auch Verkehrssicherheit und Klimaschutz eine maßgebliche Rolle: Laut dem Ministerium sind die CO2-Emission von Gigalinern bis zu 14-mal höher als bei der Bahn. Ziel sei es deshalb, so viel Verkehr wie möglich von der Straße auf Schienen zu verlagern.

Der Fachverband für Güterbeförderung sieht das anders: Die Diskussion sei in Österreich "unmöglich auf sachlicher Ebene zu führen" und stark emotionsgeladen, sagt Geschäftsführer Peter-Michael Tropper. Dennoch sehe man derzeit keine Notwendigkeit für "Gigaliner". Vielmehr müssten neue, klimaschonendere Fahrzeugkonzepte abseits des Riesen-Lkws entwickelt werden.

Das EU-Parlament hat sich im März 2015 gegen eine allgemeine Zulassung der Megatrucks innerhalb der Europäischen Union ausgesprochen. Die Entscheidung blieb damit Ländersache, grenzüberschreitende Transporte müssen mit den betroffenen Ländern ausverhandelt werden.

In Deutschland kritisiert allen voran die Bahnbranche das Vorhaben scharf. Die Neuregelung wäre ein großer Wettbewerbsvorteil für Lkws und stelle eine katastrophale Belastung für die Umwelt dar. Dobrindt spricht hingegen von einer 25-prozentigen CO2-Einsparung, die durch die geringere Anzahl an Lkws, die durch den Einsatz der Großtransporter erreicht wird, zustande kommt. (Nora Laufer, 21.11.2016)