Wien – Die "Soko Donau"-Folge "Die letzte Vorstellung" spielt im Zirkusmilieu, die Kommissare müssen den Mord an einer Frau aufklären, verdächtigt wird zuerst ihr Exfreund. Aber dann tauchen immer mehr Zweifel auf. Dieser Fall aus dem Jahr 2014 wurde von jugendlichen Migranten jetzt ins Arabische übersetzt und synchronisiert und feiert als "Soko Danub" beim Menschenrechtsfilmfestival "This Human World" am 2. Dezember im Wiener Metrokino Premiere.

Die Initiative Tanmu – Lernhilfe für jugendliche Neuankömmlinge und der Wiener Verein Goodton setzten das Projekt um. "Wir haben einige Folgen ins Auge gefasst und selektiert. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben sich dann für diese Folge entschieden, sie passte am besten zur Gruppe", sagt Martin Schlögl von Goodton zum STANDARD.

Foto: Goodton

Die Idee dahinter war, eine typisch österreichische Serie den Menschen aus dem arabischen Raum zugänglich zu machen, ihnen die österreichische Mentalität und Kultur näherzubringen. Das würde "Soko Donau" am besten schaffen, auch weil hier durch den aus Deutschland stammenden Polizeikollegen viele kulturelle Eigenheiten der Österreicherinnen und Österreicher zwangsläufig angesprochen werden.

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Der ORF habe sofort sehr positiv auf das Projekt reagiert, "die Zusammenarbeit war einfach und hat super funktioniert", sagt Schlögl, auch mit der Produktionsfirma Satel. "Gerade in Zeiten, wo die Intoleranz gegenüber Fremden sich immer weiter ausbreitet, ist die Solidarität mit jungen Menschen in Not besonders wichtig. 'Soko Danub' ist ein starkes Zeichen für ein gelebtes Miteinander", sagt Satel-Geschäftsführer Heinrich Ambrosch.

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Auch Schauspieler aus der Serie – Dietrich Siegl, Helmut Bohatsch, Gregor Seberg, Lilian Klebow, Maria Happel und Stefan Jürgens – waren bei den Sprachaufnahmen dabei. Betreut wurden die Jugendlichen von Luna Al-Mousli, einer Autorin und Dolmetscherin aus Damaskus. "Die Motivation der Jugendlichen und der Schauspieler beim Übersetzen und Einsprechen der Folge war wirklich herausragend. Auch bei der Dokumentation, die im Rahmen der Aufnahmen entstanden ist, waren sie sofort bei der Sache."

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Das Projekt "war ein Versuchsballon, der super aufgestiegen ist", sagt Schlögl, es soll fortgesetzt werden. Potenzial sei da, immerhin umfasst der arabische Sprachraum rund 420 Millionen Menschen. Diese erste Übersetzung wurde mit eigenen Mitteln gestemmt.

"Es hat uns sehr bestärkt, dass dieses Projekt von der Produktionsfirma Satel und den vielen anderen beteiligten Institutionen so gut aufgenommen wurde", sagt Tobias Pichler von Goodton. Jetzt sei man auf der Suche nach Partnern, Infrastruktur und auch finanzieller Unterstützung. Schlögl: "Wir haben ein Produkt anzubieten, das danach schreit, dass man es wiederholt." Angedacht sei etwa eine Zusammenarbeit mit Schulen, auch ein Spendenkonto wurde eingerichtet. (red, 23.11.2016)

Hinweis

Premiere von "Soko Danub" und Making-of-Dokumentation von Manuel Molzer: 2. Dezember, Metrokino, Johannesgasse 4, 1010 Wien, Beginn 18 Uhr

Manuel Molzer