Hochschulen in Österreich: Die zur Verfügung stehenden Mittel können den identifizierten Bedarf nicht decken, kritisiert die EU-Kommission.

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Die Europäische Kommission evaluiert und vergleicht jährlich die Bildungspolitik aller EU-Staaten. Österreich sei da heuer wieder "guter Durchschnitt, hat aber nicht in allen Bereichen die Allerbesten", sagte Michael Teutsch von der Generaldirektion für Bildung und Kultur der EU-Kommission am Mittwoch bei der Präsentation der Ergebnisse in Wien.

Vor allem rügt Teutsch die Unterfinanzierung des Hochschulbereichs: Die zur Verfügung stehenden Mittel könnten den identifizierten Bedarf nicht decken. "Die Zahl der Studierenden macht noch keine gute Hochschule aus." Anstatt bloß Absolventen zu produzieren, gelte es auch, auf deren Erfolg am Arbeitsmarkt zu achten.

Mehr Angebote und bessere Durchlässigkeit brauche es in Österreich vor allem im Bereich Naturwissenschaften, Informatik und Technik (Mint) – auch um zu den innovativsten Nationen aufzuschließen.

Schlechte Ergebnisse bei Pisa

Lediglich durchschnittlich schneidet Österreich bei internationalen Bildungsvergleichen ab. Rund 20 Prozent der Fünfzehnjährigen haben laut Pisa-Studie Probleme beim Lesen. Das sind mehr als im EU-Schnitt (rund 18 Prozent). Für ein "hochentwickeltes Land wie Österreich ein Problem".

Auch sei Bildung hierzulande immer noch zu stark abhängig von der sozialen Schicht. "Wer reich ist, hat bessere Chancen", sagt Teutsch. Ein Vorbild nehmen könne sich Österreich hier an Estland und Finnland – hier erzielen Schüler gute Ergebnisse in Bildungstests, "auch Kinder aus ärmeren Familien können studieren", sagt Teutsch.

Flüchtlinge länger unterstützen

Auch bei der Integration junger Flüchtlinge ins Bildungssystem braucht es laut EU-Kommission weitere Maßnahmen. "Fehler aus der Vergangenheit seien hier zu vermeiden", heißt: schnelle Integration, langfristige Unterstützung.

Lehrer müssten für den Umgang mit Flüchtlingen ausgebildet werden, auch junge Erwachsene sollten weiterhin unterstützt werden. Studierende mit Vorqualifikationen sollten schneller zu einem tertiären Abschluss kommen, Positivbeispiel sei Schweden.

Geht es um Digitalisierung, appelliert Teutsch, nicht nur die Infrastruktur zu schaffen, sondern auch Lehrerinnen und Lehrer für den Gebrauch fortzubilden. "Denn die Herausforderung ist, digitale Geräte im Unterricht auch gut anzuwenden."

Was alles gut läuft

Die Teilnahme an frühkindlicher Betreuung ist gestiegen. Auch jene an beruflicher Aus- und Weiterbildung ist mit 14,2 Prozent (EU-Durchschnitt: 10,7 Prozent) vergleichsweise hoch.

Gelobt wurde Österreich zudem für seine Vergleichsweise niedrige Schulabbrecherquote. Sie beträgt im EU-Schnitt 11 Prozent – in Österreich 7,3 Prozent. Auch das Berufsbildungssystem sei gut, Lehre und HTL für viele andere Länder Vorbild. (lib, 23.11.2016)