Wenn die Illustration zu einem Stammbucheintrag zum ersten nachweislichen Werk eines namhaften Künstlers hochstilisiert wird, dann ist das ein leicht durchschaubarer Kniff. Umso erstaunlicher, dass "dem Auqarell (sic) Poesiealbum von Lassnig Maria" dann dieser Marketingmasche folgend solch mediale Aufmerksamkeit zuteilwurde. Soll sein. Mittwochabend – zeitgleich zur Millionensause im Dorotheum und einer Charity-Auktion im Kinsky – gelangte also bei Lehner Kunstauktionen (Wien) das Poesiealbum einer gewissen Annemarie von Klopp-Vogelsang zur Versteigerung. Wer Letztere war, tut in der Kunstwelt weiterhin nichts zur Sache, nur dass dieses Büchlein in ihrem Nachlass Dezennien überdauerte. Darin also das "fein gearbeitete Aquarell" der elfjährigen "Riedi" alias Maria.

Dass es sich um eine Kinderzeichnung und kein Kunstwerk handelt, ist Frederik Lehner bewusst. Nachsatz: Ein Erinnerungsstück sei es allemal. Sowohl die Albertina als auch die Museen der Moderne in Wien und Klagenfurt seien angeschrieben worden. Nur, so schnell könne man in Museen nicht entscheiden, und es sei auch eine Frage des Budgets, versucht er das Ausbleiben von Reaktionen zu erklären. Wie dem auch sei. Der Rufpreis lag bei 2500, ein Wiener Privatsammler bewilligte 11.000 Euro (inklusive Aufgeld). Ein stattliches Sümmchen, das nun womöglich andere Schulfreundinnen Lassnigs oder deren Nachfahren auf den Plan rufen könnte. Man wird sehen.

Derweilen stand im Dorotheum die vierte Auktionswoche des Jahres auf dem Programm. Die finale Bilanz stand zu Redaktionsschluss noch aus, der Auftakt war jedoch vielversprechend verlaufen. Die erste Tranche der Sparte zeitgenössische Kunst spielte (am 22. 11.) 5,88 Millionen Euro ein. Den höchsten Zuschlag erteilte man für ein "Superficie Bianca" von Enrico Castellani knapp über dem Limit bei 320.200 Euro. Dicht gefolgt von Fontana, Scheggi & Co, deren Werke, an der Absatzquote orientiert, allesamt eine Bella Figura lieferten.

Vierter Millionenzuschlag

Dazu verzeichnete man einen Auktionsweltrekord für den "international gefragten kroatischen Künstler" Julije Knifers. Seine auf 40.000 bis 60.000 Euro taxierte Kompozicija no. 12 (1969) generierte stattliche 161.600 Euro und damit den höchsten je bei einer Versteigerung gelisteten Wert. Wobei, in der Kunstpreisdatenbank Artprice finden sich sowieso nur 18 Einträge, davon zehn für Gemälde, dieses bereits inklusive.

Anderntags stand Kunst der klassischen Moderne im Mittelpunkt des Geschehens und ein Blumenstück Marc Chagalls ganz besonders. Das auf 750.000 bis eine Million Euro geschätzte Farborchester rief mehrere Telefonbieter auf den Plan. Bei netto 850.000 Euro fiel der Hammer und darf sich das Dorotheum inklusive Aufgeld (1,02 Mio.) nun des vierten Millionenzuschlages seit Anfang des Jahres rühmen. Eine größere Überraschung bescherten die auf drei Konvolute aufgeteilten und auf je 8000 bis 14.000 Euro taxierten Werkzeichnungen zu einem für die Weltausstellung St. Louis 1904 ausgeführten Fries von Josef Engelhart. Sie wechselten für stattliche 582.400 Euro in vorerst unbekannten Besitz. Die Sitzung schloss mit einem Rekordumsatz von 5,9 Millionen Euro. (kron, Album, 25.11.2016)