Wien – "Schönberg klingt schön!": Der Titel eines Schülerprogramms des Arnold Schönberg Centers mag in den Ohren mancher Musikfreunde wie eine verwegene Behauptung klingen. Und – zugegeben: Bei manchen Interpretationen stechen andere Attribute eher ins Ohr.

Wie allerdings Elisabeth Leonskaja sich dieser Musik annähert, löst den Anspruch vollkommen ein, dass es sich dabei um ganz normale und – ja – auch wohlklingende Stücke handelt. Im Musikverein tat sie das mit der Suite op. 25 – dem ersten vollständig und konsequent nach der Zwölftonmethode komponierten Werk Schönbergs, das anderswo pianistisch ziemlich vertrackt wirkt.

Gezügeltes Temperament

Nicht so bei Leonskaja: Ihr gelenktes, manchmal auch gezügeltes Temperament belebte die Tanzsätze gleichermaßen wie die konventionelleren Teile ihres Programms. Die Phrasen waren sanft gerundet wie bei einem klassisch-romantischen Stück, die Linien gleichzeitig transparent und klar.

Hatte Beethovens H-Dur-Fantasie anfangs geringe Anlaufschwierigkeit bei den verwegenen Läufen gezeigt, geriet die d-Moll-Sonate ("Der Sturm") desselben Komponisten ausgeglichen und doch emotional erfüllt: Zart und fragil ließ die Pianistin das Adagio erblühen, mit Energie füllte sie die Ecksätze, im Finale sogar leicht überschießend. Doch den Höhepunkt an Krafteinsatz und Wucht bildete erst Tschaikowskys G-Dur-Sonate – ein womöglich kompositorisch kritisierbares Werk, an dessen Gehalt die Wahlwienerin allerdings nicht zweifeln lassen wollte.

Unprätentiöse Sternstunde

Fulminant und straff bezwang sie die Rahmensätze, ließ das Scherzo leicht dahinhuschen und gab dem Andante traumhafte Gesanglichkeit. Die Pianistin bedankte sich mit drei Zugaben: Rachmaninows gis-Moll-Prelude, einer gelösteren Version des Finales von Beethovens "Sturm" sowie dazwischen dem Adagio aus Mozarts F-Dur-Sonate KV 332. Voll beglückender Natürlichkeit, fließend wie aus einem Guss und mit Stil und Geschmack ornamentiert, war allein das eine unprätentiöse Sternstunde. (Daniel Ender, 29.11.2016)