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Besucher aus einer anderen Welt: Taucher sichten einen Riesenmanta.

Foto: Reuters / Tan Shung Sin

Brisbane/Wien – Die Evolution führt eine strenge Rechnung, und Energiemanagement ist einer der wichtigsten Faktoren darin: Wer die vorhandenen Ressourcen nicht bestmöglich ausnutzt, hat langfristig keine Überlebenschance. Für die hohen Betriebskosten, die ein großer Körper verursacht, gilt das in besonderem Maße. Denn Riesenwuchs erfordert nicht nur enorme Mengen an Nahrung – sie sollte auch mit möglichst geringem Aufwand beschafft werden können.

Diese Anforderung hat dazu geführt, dass die Meere unseres Zeitalters von sanften Riesen geprägt sind. Obwohl allesamt Fleischfresser, gehen sie nicht auf Jagd im klassischen Sinne, wie es ihre kleineren Verwandten tun. Stattdessen "weiden" sie das Wasser gemächlich nach Plankton ab. Sämtliche Großwalarten mit dem Pottwal als einziger Ausnahme leben so, die beiden größten Haiarten – der Wal- und der Riesenhai – ebenfalls.

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Foto: REUTERS/David Loh

Und auch bei den nächsten Verwandten der Haie, den Rochen, zeigt sich der gleiche Trend. Während beispielsweise Zitterrochen Fische erbeuten können, die ihnen größenmäßig kaum nachstehen, hat sich der gewaltigste aller Rochen ganz auf Plankton eingestellt.

Der Riesenmanta (Manta birostris) ist in allen tropischen Meeren zu Hause und kann eine Flossenspannweite von sieben Metern erreichen. Um einen Körper von bis zu eineinhalb Tonnen aufrechtzuerhalten, pflügt er einzeln oder in Gruppen von mehreren Dutzend Tieren mit weit geöffnetem Maul durch Planktonansammlungen. Die beiden an Hörner erinnernden Kopfflossen, die ihm den Spitznamen Teufelsrochen eingebracht haben, kanalisieren dabei den Wasserstrom.

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Foto: AP Photo/The Okinawa Churaumi Aquarium

Nahezu alles, was man bislang über Riesenmantas wusste, stützte sich auf Beobachtungen in oberflächennahen Wasserschichten. Die Tiere finden sich an Sammelpunkten ein, ziehen in majestätischer Eleganz ihre Kreise und springen in ihrem "Tanz" manchmal sogar aus dem Wasser. Eine neue Studie der australischen University of Queensland und der Marine Megafauna Foundation deutet an, dass dieses entspannte Verhalten daher rühren könnte, dass die Mantas hier ihre "Freizeit" verbringen: Denn gearbeitet respektive Nahrung gesammelt wird hauptsächlich anderswo.

Forscher um Katherine Burgess begaben sich zum größten bekannten Manta-Sammelpunkt nahe der Isla de la Plata vor der Küste Ecuadors. Dort entnahmen sie lebenden Tieren Gewebeproben – eine sanfte Untersuchungsmethode, da man kein Exemplar der ohnehin gefährdeten Spezies töten wollte. Das im Magazin "Royal Society Open Science" veröffentlichte Ergebnis überraschte: Isotopenanalysen des Muskelgewebes zeigten, dass Riesenmantas nicht einmal ein Drittel ihrer Nahrung in der oberflächennahen Zone finden. 73 Prozent müssen aus Tiefen von 200 bis 1.000 Metern stammen.

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Foto: APA/EPA/HITOSHI MAESHIRO

Burgess verweist darauf, dass diese Zone, das sogenannte Mesopelagial, zunehmend in den Fokus der Fischereiindustrie rückt. Dass der Alltag eines Riesenmantas unerwarteten Tiefgang hat, sei eine wichtige Information, um rechtzeitig Schutzmaßnahmen für diesen ikonischen Vertreter der marinen Megafauna zu fassen. (jdo, 1.12.2016)