Wien – Das zentrale Wahlversprechen des designierten US-Präsidenten Donald Trump, Millionen von Arbeitsplätzen im Produktionssektor zu schaffen, wird schwer zu realisieren sein. Wegen dem zunehmenden Grad der Automatisierung werden in der Industrie immer weniger Arbeitskräfte benötigt. Eine protektionistische Industriepolitik allein werde daran nicht viel ändern können, so die Denkfabrik Brookings.

Die Beschäftigung in US-Produktionsbetrieben geht wegen immer größerer Automatisierung seit Jahrzehnten zurück, und das trotz steigender Produktion. Von 1980 bis 2014 wurden in der Produktion über ein Drittel der Jobs gestrichen (von 18,9 Mio. auf 12,2 Mio.), heißt es in einer Analyse von Brookings. Nicht umsonst wird das Industriegebiet der USA schon seit einiger Zeit Rostgürtel genannt. Durch den Rückgang arbeitsintensiver Industriebetriebe verlor bereits ein großer Teil der dort lebenden Menschen ihren Job. Der Frust über das wirtschaftliche und politische System ist im Rostgürtel besonders stark.

Drei Roboter statt einem Arbeiter

Der Trend im Industriesektor gehe weiter Richtung Produktivitätssteigerung bei gleichzeitigem Arbeitsplatzabbau. Der inflationsbereinigte Output der US-Industrie ist höher denn je, die Anzahl an Arbeitsplätzen ist aber deutlich niedriger als früher. Das Ziel Trumps, das inländische Produktionsniveau zu erhöhen, wird nicht viele Jobs schaffen, da die meiste Arbeit bereits von Robotern verrichtet wird, meinte der Leiter für Politik am Brookings Institut, Mark Muro im MIT Technologie Review. Ein Roboter der Punktschweißarbeiten in der Automobilindustrie verrichtet, koste 8 Dollar pro Stunde, ein Arbeiter 25 Dollar, verglich die Boston Consulting Group.

Dass gerade in den ehemaligen Industriezentren der USA der Anti-Establishment-Kandidat Trump viele Wähler für sich gewinnen konnte, liege an emotionalen Motiven und der Hoffnung auf Arbeitsplätze, meint der Leiter der Politikabteilung von Brookings. Gerade in stärker betroffenen Gegenden habe die politische Polarisierung zugenommen. Auch der leichte Anstieg an Produktionsjobs seit 2010 in der Autobranche konnte an der Situation nicht viel ändern. Millionen Menschen mussten bereits auf einen Job mit einer Bezahlung von 25 Dollar pro Stunde plus Gesundheits- und Pensionsvorsorge verzichten und einen 12-Dollar-Job im Dienstleistungssektor ohne soziale Absicherung annehmen, so Muro.

Soziales Auffangnetz nötig

Um die Betroffenen der Deindustrialisierung tatsächlich zu unterstützen, rät Mark Muro das "Trade Adjustment Assistance program (TAA)" auszubauen, das momentan nur finanzielle Unterstützung für Arbeiter anbietet, die aufgrund ausländischer Konkurrenz ihren Job verloren haben. Umschulungen zu wachsenden Branchen sollen gefördert werden, damit die Menschen sich umorientieren und eine neue Arbeit finden können. Außerdem benötige das Land ein umfassenderes soziales Auffangnetz. Der "Affordable Care Act" ("Obamacare") sei ein Anfang für jene, die ihren Job verloren haben. Es sei aber nach wie vor viel zu tun.

Die Brookings Institution ist eine Organisation, die sich mit öffentlicher Politik in den Gebieten Wirtschaft, Auslandspolitik und Staatsführung beschäftigt und sich selbst als unabhängig bezeichnet. (APA, 1.12.2016)