In Österreich gibt es nur Braunbären. Sie sind Einzelgänger und Allesfresser.

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Wien – Mit einer zoologischen Metapher eröffnete Doch-nicht-Staatsoberhaupt Norbert Hofer die Nachwahlzeit: "In mir hat man einen schlafenden Bären geweckt", ließ der gescheiterte FPÖ-Kandidat Sonntagabend wissen. Das klang ein bisschen wie eine Drohung und war wohl auch so gemeint. Die Frage ist nur, wer muss sich vor dem seines Schlafes beraubten Meister Petz denn nun fürchten?

Anruf bei Georg Rauer, dem "Bärenanwalt" der Veterinärmedizinischen Universität Wien, wo die "länderübergreifende Koordinierungsstelle für den Braunbären, Luchs und Wolf" angesiedelt ist. Immerhin sollen Bärenbeauftragte als unabhängige Vermittler zwischen Mensch und Bär fungieren. In Österreich gibt es übrigens nur Braunbären, und die derzeit auch nur im Grenzgebiet zu Slowenien und Italien.

Allesfresser mit Winterspeck

Was passiert also, wenn man einen schlafenden Bären weckt? "Wenn Sie einen Bären im Winterschlaf wecken, kann das schon gefährlich werden", sagt Georg Rauer, wenngleich "die Gefahr, dass Sie gefressen werden, gering ist". Denn den Speck hat sich der Bär ja schon vorsorglich im Herbst angefressen – er ist übrigens ein Allesfresser –, bevor er sich in die längerfristige Ruhe begibt. Hunger hat das aufgeschreckte Säuge- beziehungsweise Raubtier also nicht. Denn Winterschlaf bedeutet physiologisch einen heruntergefahrenen Organismus, der akutes Fressen unnötig macht.

Über den Winterschlaf der Bären, der einen Zeitraum von November/Dezember bis März/April umfassen kann, ist noch zu wissen, dass "alte Männchen kürzer und Weibchen mit Jungen länger schlafen", erklärt Rauer. Wobei, im politischen Winterschlaf war Norbert Hofer in den vergangenen Monaten ja offenkundig eher nicht.

Wenig soziale Einzelgänger

Wenn Hofer nun sich als Bären in der politischen Arena beschreibt, dann ist vielleicht gut zu wissen, dass Bären grundsätzlich Einzelgänger sind, erklärt Bärenkenner Rauer: "Bären sind wenig sozial, sie ziehen allein herum. Sie kennen einander und tauschen zum Beispiel geruchlich über Markierungen Information aus. Sie wollen halt nicht unbedingt viel miteinander zu tun haben." Notgedrungen treffen sie aber doch dann und wann auf einen Artgenossen, und dann ist das "oft ein Konkurrenzverhältnis. Zwar leben die Tiere nicht in Revieren wie Wölfe, die sie exklusiv verteidigen, aber das stärkere Männchen hat Vorrang und drängt die anderen raus. Dann kommen auch Kämpfe vor."

Jedenfalls tut der jüngere Bär oder der, der in den Lebensraum desjenigen, der sich dort als der Hausherr und Chef wähnt, eindringt, gut daran, "total vorsichtig zu sein", erklärt Georg Rauer. Was wird oder sollte er tun, wenn er nicht in gröbere Kalamitäten kommen möchte? "Er weicht dem anderen aus." So läuft es zumindest in freier Wildbahn ab.

Man wird sehen, was im blauen Bärengebiet, wo derzeit Heinz-Christian Strache als Parteichef der mit dem "Vorrangrecht" ist, passieren wird. (Lisa Nimmervoll, 5.12.2016)