Med-Uni-Rektor Markus Müller sind private Gelder wichtig.

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Wien – Derzeit spielen gemeinnützige Stiftungen bei der Finanzierung von Forschung in Österreich noch kaum eine Rolle, doch das soll sich in den nächsten Jahren ändern. Die Rahmenbedingungen für das erwartete Anschwellen des Geldflusses aus Stiftungen in Richtung Forschung und Bildung wurden vergangene Woche beim Symposium "WissenST!FTEN. Wie Neues entsteht" des Verbands für gemeinnütziges Stiften und des Wissenschaftsministeriums in Wien diskutiert.

Der Hintergrund: In Österreich sind drei Viertel aller Stiftungen eigennützig, nur knapp sieben Prozent haben einen rein gemeinnützigen Charakter. Die jährlichen Ausgaben der österreichischen Stiftungen für gemeinnützige Zwecke betragen bescheidene 20 bis 25 Millionen Euro. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 15 Milliarden, in der Schweiz 1,2 Milliarden.

Wachsende Bedeutung von Stiftungsgeldern

Durch das neue Bundesstiftungs- und Fondsgesetz (BStFG) soll nun aber die Errichtung gemeinnütziger Stiftungen gefördert werden. Darin wird unter anderem bestimmt, dass Privatstiftungen beim Spenden Privatpersonen gleichgestellt sind, außerdem gibt es Erleichterungen bei der Gründung. Schätzungen des Wissenschaftsministeriums zufolge könnten bis 2030 rund tausend weitere gemeinnützige Stiftungen in Österreich gegründet werden, derzeit sind es nicht einmal 200.

Die wachsende Bedeutung von Stiftungsgeldern für die Forschung wurde zuletzt durch eine Meldung des Wissenschaftsfonds FWF unterstrichen: Für Grundlagenforschung konnten zwei neue Geldgeber gefunden werden: Die Herzfelder'sche Familienstiftung unterstützt Zellforschung, die gemeinnützige Internet-Privatstiftung eine Art "geistige Breitbandinitiative", mit der das Internet in Österreich gefördert werden soll.

Aktive Geldgebersuche

Auch für die Med-Uni Wien werden private Geldgeber immer wichtiger, wie Rektor Markus Müller berichtet: "Wir gehen aktiv auf Leute zu, werden aber auch kontaktiert." Wegen der Finanznot seien Instrumente wie Stiftungsprofessuren notwendig. Cornelia Sonntag, Vorsitzende der Galenus-Privatstiftung, weist darauf hin, dass es gar keine riesigen Summen braucht, um etwas zu bewirken: "Es kommt nicht darauf an, Millionen zu bewegen – sondern darauf, Menschen zu bewegen." Geld alleine bestimme nicht die Qualität der Forschung, auch kleine Stiftungen könnten sich gut einbringen. Friedrich Santner, Chef des Grazer Technologiekonzerns Anton Paar und Vorstand der Santner-Privatstiftung, wiederum beklagt das Image der Stifter, die man oftmals mit einem "Fuß im Kriminal" sehen würde. Die Unterscheidung zwischen Privat- und gemeinnützigen Stiftungen sei in diesem Zusammenhang wichtig.

Tatsächlich ist Verschwiegenheit ein Merkmal vieler Stiftungen. Doch beim Geldfluss von Stiftungen an Institutionen wie Universitäten wird ausgerechnet die Transparenz ein Thema sein. Erst vor kurzem hat die Anti-Korruptions-NGO Transparency Österreich mehr Offenheit bezüglich der Privatmittel für Hochschulen gefordert, denn es sei nicht immer ganz klar, wer was an wen gibt und was dadurch bewirkt wird. Der Hintergrund: Drittmittel – also etwa Geld von Privatpersonen oder Stiftungen – müssen von den Hochschulen nicht einzeln ausgewiesen werden.

Kodex für Hochschulen

Als problematisch wird zum Beispiel die Einflussnahme über Stiftungsprofessuren eingestuft. Eine Art Kodex für Hochschulen, wie mit Geld aus gemeinnützigen Stiftungen umgegangen werden kann, ist aber bereits in Ausarbeitung. Sollten alle Spenden offengelegt werden, werden anonyme Spenden erlaubt sein? Solche und ähnliche Fragen werden eine Rolle spielen: Dass Stiftungen nur Geld überweisen, aber nicht mitbestimmen wollen, in welche Richtung die Forschung geht oder was damit erreicht werden kann, ist oft nicht gegeben.

Noch spielen private Spenden an Hochschulen in Österreich kaum eine Rolle, sie machen etwa rund zwei Prozent des Gesamtaufkommens aus. Doch mit dem erhofften Anstieg gemeinnütziger Stiftungen wird die Transparenz in Zukunft von größerer Bedeutung sein.

Die Rektorin der Technischen Universität Wien Sabine Seidler sagt dazu: "Forschung gibt man ja nicht in Auftrag wie eine Studie." Vielmehr sollten Forschungsfragen an die Universitäten herangetragen werden, aus denen man Projekte entwickeln kann. "Das ist die Freiheit der Forschung: Man kann niemanden zwingen, etwas zu tun."

Nischen-Frage

Nach Ansicht von Michael Göring, Vorstand des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, sollte man sich fragen, wo es Nischen in der Wissenschaft gibt, in denen Stiftungen mit ihren insgesamt bescheidenen Mitteln etwas beitragen können.

Das könnten beispielsweise die Geisteswissenschaften sein oder auch die sogenannten Orchideenfächer, die für den kulturellen Zusammenhalt eines Landes zwar wichtig seien, beim derzeitigen Fokus auf Themen wie Digitalisierung oftmals aber unter den Tisch fallen. (Robert Prazak, 7.12.2016)