Wien – Was dieser Tage alles auf eine Bühne will! Alle wollen sie singen, kaum einer kann es. Wozu eine Ausbildung machen, jeder hat doch ein Talent für irgendwas. Bekommt man jedenfalls ständig gesagt. Vertraue deiner fehlenden Erfahrung, das macht dich authentisch. Du wirst es ihnen beweisen. Auch deiner Mutter.

Und deshalb kommen sie alle zum Casting, die Affen und das Kriechzeug – echte Tiere, oder zumindest solche, die sich im Kino schon wieder so verhalten, als wären sie Menschen. Das kennt man. Neu in Sing ist hingegen, dass sie wie die Menschen noch immer nicht die Schnauze voll haben von Gesangswettbewerben.

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Also treten sie alle an beim Koalabären, der damit sein abgewirtschaftetes Theater auf Vordermann bringen will: das biedere Hausfrauenschwein, die arrogante Nachtclubmaus, der adoleszente Gangstagorilla und noch ein paar andere, die ihre fünfzehn Minuten Ruhm noch nicht hatten. Das nennt sich Typecasting. Und während Schnecke und Giraffe bald herzlich und schmerzlich verabschiedet werden, baut Sing seinen Finalisten jeweils eine kleine Familiengeschichte.

Zusammenhalt

Denn der Animationsfilm des Briten Garth Jennings ist keineswegs ein Musical, sondern eine Geschichte über die Notwendigkeit des Zusammenhalts im Angesicht der Katastrophe, das Hintanstellen persönlicher Interessen für das Gemeinwohl und die doppelte Freude geteilten Glücks. Also über nichts Neues. Weshalb dieser Film vor allem dann Spaß macht, wenn er sich selbst nicht allzu ernst nimmt.

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Wer also schon immer unbedingt die Verwandlung eines Koala- in einen Waschbären sehen wollte, der diesen Namen wirklich verdient, weil er sich sonst nicht über Wasser halten kann (sowie sein Buddyschaf als Trockner), der hat mit diesem Film dazu endlich die Gelegenheit.

Im Vergleich zum scharfzüngigen Humor und visuellen Einfallsreichtum von Pixar fehlt Sing, eine Produktion aus dem Hause Illumination Entertainment (Ice Age, Despicable Me), zwar mitunter das, was seine Figuren antreibt: der unbedingte Wunsch nach einem Alleinstellungsmerkmal. Wenngleich die Kosten für die Songrechte jene der Siegesprämie ebenso übersteigen dürften wie das Gehalt für Reese Witherspoon, Scarlett Johansson und Seth MacFarlane als Originalstimmen. (Michael Pekler, 10.12.2016)