Beeindruckende Gipsformationen in der Lechuguilla-Höhle. Doch auch unscheinbare Mikroben aus den Tiefen der fünftlängsten Höhle der Welt faszinieren Forscher.

Dave Bunnell / Under Earth Images

Hamilton – Die Lechuguilla-Höhle ist nicht nur eine der größten Höhlen der Welt; sie gilt wegen ihrer riesigen Kristallformationen auch als eine der schönsten. Die tiefsten Bereiche der bisher nur teilweise erforschten Höhle liegen rund 500 Meter unter der Oberfläche und waren seit vier Millionen Jahren vom übrigen Leben abgeschnitten.

In dieser Tiefe fanden Wissenschafter die Mikrobe Paenibacillus sp. LC231, deren Genom ein Team um Gerard Wright (McMaster University im kanadischen Hamilton) nun sequenzierte. Wrights Team machte dabei eine erstaunliche Entdeckung: Das Bakterium ist gegen 18 bekannte Antibiotika resistent, darunter auch gegen Daptomycin, den stärksten bakteriziden Wirkstoff, der heute am Markt ist.

Fünf neue Abwehrstrategien

Unter den Resistenzgenen entdeckten Wright und seine Kollegen auch fünf Abwehrmechanismen, die der Forschung bislang unbekannt waren und die von klinischer Bedeutung sein könnten. Denn das gibt Forschern die Möglichkeit, schon jetzt neue Antibiotika zu entwickeln, ehe so ein Keim tatsächlich einmal auftauchen sollte.

Der Höhlenfund erschüttert freilich auch bisherige Annahmen zur Ausbildung von Antibiotikaresistenzen. Denn bisher war man davon ausgegangen, dass diese vor allem unter evolutionärem Druck konserviert werden bzw. sich eben dann herausbilden. Paenibacillus zeigt hingegen, dass sich die entsprechenden Gene auch Millionen Jahre lang erhalten können, ohne gebraucht zu werden. (tasch, 11.12.2016)