Wien – Ob er vor dem Konzert nervös sei? Ingo Metzmacher parierte die Frage der Moderatorin Barbara Rett mit der paradoxen Antwort, bis jetzt sei er entspannt gewesen. Jetzt, wo die Frage gestellt sei, könne sich dies ändern. Die Wiener Symphoniker versuchen, ihre Auftritte zu öffnen: mit den lockeren Abenden Fridays@7, weiters etwa mit einer Einstimmung für Jugendliche, mit einem Gespräch für Interessierte und der konzentrierten Information für die Konzertbesucher der Sonntagsmatinee, denen die Moderatorin sogar den Werkkommentar des Komponisten zu Gehör brachte.

Es blieb zwar spürbar ungewohnte Kost für das Publikum des Matineezyklus, doch waren die Ohren ebenso spürbar geöffnet für das Konzert für Viola mit dem Titel Emergences-Résurgences von Michael Jarrell: das mit seinen fein ziselierten Ereignisschichten strukturell sehr durchgebildet ist, durch seine Klangsinnlichkeit freilich eine einladende Oberfläche hat – zumal in einer derartigen Realisation. Tabea Zimmermanns weicher, tragfähiger Ton füllte den Saal mit hurtigen Gesten aus flüsternden Valeurs und mit sprechender Konturiertheit. Die Symphoniker lieferten ihren schwierigen Part mit höchster Kultiviertheit und Präzision.

Diese Qualitäten waren auch beim "normalen" Repertoirestück danach genauso ausgeprägt. Doch von "normal" zu sprechen wäre unangebracht. Denn Metzmacher interpretierte die 4. Symphonie von Bruckner ebenso elektrisierend wie zuvor die oszillierende Novität: ohne Pathos und Emphase, ungewöhnlich spannungsreich dank genau ausgestalteter Phrasen, klar modellierter Motivik und deutlich herausgestellter formaler Gliederung. Dabei agierte er so subtil, dass seine interpretatorische Arbeit meist nur beim ganz genauen Hinhören überhaupt kenntlich wurde: mit leichter Stauung und kaum wahrnehmbarem Drängen. Die Symphoniker waren auch hier in Höchstform. (Daniel Ender, 12.12.2016)