Das Projekt am Heumarkt in aktueller, weniger hoher Form. Die rote Umrandung zeigt die ursprünglich geplanten Gebäudehöhen.

Visualisierung: Isay Weinfeld&Sebastian Murr

Der Blick vom Belvedere, der sogenannte Canaletto-Blick, auf den geplanten neuen Wohnturm und auf das Hotel Intercont.

Visualisierung: Isay Weinfeld&Sebastian Murr

Das Intercont soll abgerissen und neu gebaut werden, da lediglich zehn bis 15 Prozent Gesamtgebäudesubstanz erhalten bleiben würden, wie die Stadt mitteilte.

Foto: Corn

Wien – Eine gewisse Anspannung war auf dem Podium spürbar, als die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) am Dienstag die adaptierten Detailpläne für die Neuentwicklung des Heumarkts präsentierte. Denn trotz massiver Kritik der Unesco im Vorfeld ist der redimensionierte Bau eines Luxuswohnturms mit rund 66 Metern Höhe in der Kernzone des Weltkulturerbes vorgesehen. Ursprünglich hätte die Höhe des Turms 73 Meter betragen sollen. Laut den neuen Plänen verzichtet Projektbetreiber Michael Tojner (Wertinvest) also auf den Bau von drei Geschoßen.

Der Unesco, die im Juli eine Warnung ausgesprochen hatte, gehen die Änderungen aber nicht weit genug. Wien drohe bereits im Juli 2017 die Aufnahme in die Rote Liste gefährdeter Welterbestätten. Wird der Luxuswohnturm realisiert, dürfte der Welterbestatus fallen. Die österreichische Unesco-Kommission kritisierte, dass die neuen Dimensionen des Turms "nicht Unesco-Vorgabe" sei, hieß es zum STANDARD. Als maximale Bauhöhe lasse die Unesco höchstens 43 Meter gelten.

Mehr als nur Gebäudehöhe

Für Vassilakou bedeutete die Unesco-Kritik "keine große Überraschung. Verbesserungen für die Stadt müssen aber möglich sein". Als Qualitätsmerkmal müsse mehr gelten als nur die Gebäudehöhe, sagte sie. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) ging davon aus, dass die Unesco die überarbeiteten Pläne zur Kenntnis nehmen werde. "Ich sehe nicht, wo wir uns einen Vorwurf zu machen hätten."

Grüne Verstimmung wegen Turm

Bei den Grünen sorgte die Entscheidung zum Bau des Turms für teils große Verstimmung. Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Bundes-Grünen, sieht "entscheidende Schranken fallen", sagte er dem STANDARD. Man dürfe sich nicht wundern, "wenn jetzt vieles andere an geplanten Hochhäusern in Wien möglich wird". Alexander Hirschenhauser, Klubchef der Grünen in der Inneren Stadt, sieht ebenfalls einen "inakzeptablen Präzedenzfall".

Projektbetreiber Tojner geht fix von einer Realisierung des adaptierten Vorhabens aus. "Es gibt keinen Plan B", sagte er. Das Widmungsverfahren muss aber noch durchgeführt werden. Ausständig ist auch noch die Stellungnahme des Fachbeirats für Architektur und Stadtgestaltung: Dieser hatte die ursprünglichen Pläne zum Turmbau kritisiert.

Hotel wird neu errichtet

Neu ist auch, dass entgegen den ursprünglichen Plänen von Architekt Isay Weinfeld das angrenzende Hotel Intercontinental abgerissen und neu errichtet wird – der STANDARD berichtete. Dieses soll zwar um 1,2 Meter höher als der aktuelle Bau werden und fünf Meter näher an den Stadtpark rücken. Das neue Intercont wird aber kleiner als ursprünglich Plänen vorgesehen. Weinfeld hatte 2014 den Architektenwettbewerb gewonnen. Auch die neuen Pläne würden auf seinem Konzept aufbauen, sagte Vassilakou.

Eislaufverein erhält Halle

Der Wiener Eislaufverein (WEV) erhält wie vorgesehen zusätzlich eine Eishalle. Die Größe der Eisfläche reduziert sich von 6000 auf 5800 Quadratmeter, weil Wege verbreitert werden. Sieben Monate im Jahr ist der Platz öffentlich zugänglich, dazu kommt eine frei zugängliche Stadtterrasse.

Bis zu 300 Millionen Euro

Tojner bezifferte die zur Gänze privaten Investitionskosten mit 250 bis 300 Millionen Euro. Mit dem Baubeginn rechnet er nicht vor 2019. (David Krutzler, 14.12.2016)