Wien – Nach ihrem Brief an die niedergelassenen Ärzte wirbt Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) nun auch in einem Schreiben an die Bürgermeister für ihre Gesundheitsreform. Gemeinsam mit Gemeindebund Helmut Mödlhammer (ÖVP) bekräftigt sie darin, dass die Rolle der Hausärzte "als medizinische Nahversorger" in den ländlichen Gemeinden gestärkt werden soll.

Die neue Primärversorgung bezeichnen Oberhauser und Mödlhammer als ein Angebot an bestehende und zukünftige Hausärzte. Das Ziel sei eine Weiterentwicklung des Systems und ein Ausbau der Versorgung. Primärversorgung bedeute auch nicht zwingend den Aufbau von Zentren – gerade im ländlichen Bereich gehe es vor allem um die Vernetzung von Medizinern und Gesundheitsberufen.

"Klar ist: der Hausarzt bzw. die Hausärztin wird weiterhin eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung einnehmen. Wenn neue Versorgungsformen entstehen, werden zuallererst die bestehenden VertragsärztInnen eingebunden – und kein/e ÄrztIn verliert seinen/ihren Kassenvertrag. Im Gegenteil, wir wollen die Rolle der Hausärzt/innen als medizinische Nahversorger in den ländlichen Gemeinden stärken", schreiben Oberhauser und Mödlhammer den Bürgermeistern.

Gegen "weiße Flecken"

Sie verweisen darauf, dass es zunehmend schwieriger werde, Kassenarztstellen am Land zu besetzen. Bis 2025 werden 60 Prozent der Hausärzte 65 oder älter sein, bis 2030 knapp drei Viertel. "Unser aller Anliegen ist es, dass es auch 2025 oder 2030 keine weißen Flecken in der Gesundheitsversorgung gibt. Dafür muss das bestehende Hausarztsystem weiterentwickelt und wo es notwendig ist, durch neue Versorgung- und Kooperationsformen ergänzt werden. Zentral ist es, die Gesundheitsversorgung so zu gestalten, dass sie den Lebenswelten der PatientInnen und der ÄrztInnen entspricht."

Die Arbeitsbedingungen für die Ärzte sollen attraktiver gestaltet werden, damit sie im öffentlichen Gesundheitssystem arbeiten möchten. "Auf sich alleine gestellt" in einer Ordination, erreichbar zu jeder Tageszeit, Bereitschaftsdienste in der Nacht und am Wochenende: Was für viele Allgemeinmediziner heute Alltag sei, könnten sich junge Ärzte oft nicht mehr vorstellen. "Mehr Zusammenarbeit und Vernetzung mit anderen HausärztInnen und Gesundheitsberufen, mehr Zeit für das Gespräch mit den PatientInnen, familienfreundliche Arbeitszeiten – das ist es, was sich viele ÄrztInnen wünschen. Die Patientinnen und Patienten wollen auf der anderen Seite flexiblere Öffnungszeiten, weniger doppelte Wege und eine gute Versorgung nahe am Wohnort. Genau diese Ziele verfolgt die Politik mit der Primärversorgung", schreiben Oberhauser und Mödlhammer in ihrem Brief an die Bürgermeister. (APA, 13.12.2016)