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Strache führt nur mehr knapp, was österreichische Fans auf Facebook betrifft

Foto: Reuters/Foeger

440.000, 445.000, 450.000 Fans: Regelmäßig jubelt FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, wenn die Zahl seiner Facebook-Anhänger einen Sprung um weitere 5.000 Unterstützer gemacht hat. Anfang Dezember, als die Zahl von 465.000 Fans erreicht worden ist, feierte Strache sogar, dass "wir" nun "Europameister auf Facebook" seien – was übrigens umstritten ist, hat doch der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán trotz einer ungefähr vergleichbaren Einwohnerzahl Ungarns mehr Facebook-Fans. Vergleicht man die Zahlen österreichischer Politiker auf Facebook, ist Strache jedoch klar voran.

Kurz holt Strache bei österreichischen Fans ein

Doch das liegt nicht nur an der Unterstützung aus dem Inland. Vielmehr hat Außenminister und ÖVP-Zukunftshoffnung Sebastian Kurz den FPÖ-Chef fast eingeholt, was österreichische Fans betrifft. Auch der freiheitliche Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer (FPÖ) und der gewählte Bundespräsident Alexander Van der Bellen kommen Strache in Punkto Fans aus Österreich immer näher.

Viertel der Facebook-Fans aus Deutschland

Im Detail: Von Straches mehr als 475.000 Fans stammen momentan mehr als 115.000 aus Deutschland. "Netto" hält Strache bei rund 320.000 heimischen Fans. Darauf folgt Kurz mit 311.800 Fans aus Österreich. Hofer hält bei 272.000, Van der Bellen bei 232.500. Durch die Fans aus Deutschland, die mittlerweile fast ein Viertel von Straches Anhängerschaft auf Facebook ausmachen, erweckt Strache dennoch den Eindruck, weit voran zu sein.

In sozialen Medien kursieren Screenshots aus Deutschland, die zeigen, wie dortigen Nutzern Werbeeinschaltungen für Strache eingeblendet werden. Offenbar wirbt der FPÖ-Obmann aktiv in Deutschland, wo er nicht zur Wahl steht, um Facebook-Fans.

Das immer mehr deutsche Nutzer auf der Facebook-Seite von Strache aktiv sind, merkt man als Leser der Nutzerkommentare schnell. Dort ist etwa die Rede von "ihr Österreichern" oder der "Politik bei uns in Deutschland". Einige Nutzer forderten den gescheiterten FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer sogar auf, in die deutsche Politik zu wechseln. Allein in den vergangenen anderthalb Monaten hat Strache rund 30.000 Fans aus Deutschland dazugewonnen, hingegen lediglich 10.000 Fans aus Österreich.

Grüne: "Vorspiegeln falscher Tatsachen"

Die Tatsache, dass aus Deutschland stammende Fans auf der Facebook-Seite des FPÖ-Chefs überproportional vertreten sind, wurde bei den Grünen schon länger systematisch beobachtet. Im Zuge der Erstellung des Rechtsextremismus-Berichts fiel bereits der ungewöhnlich hohe Anteil an nicht österreichischen Fans und danach der stets größer werdende Anteil deutscher Fans dem Team des Nationalratsabgeordneten Harald Walser auf.

Von dort heißt es zum STANDARD, dass Strache "falsche Tatsachen vorspiegle", wenn er stets über die Vergrößerung seiner Anhängerschaft auf Facebook juble. "Das ist ein typischer Fall von Rosstäuscherei. Strache verliert in Österreich real seine Pole-Position auf Facebook und kauft nun auf der ganzen Welt, speziell in ‚Großdeutschland’, Fans zusammen, um einen Erfolg zu suggerieren, den er aber zunehmend nicht mehr hat ", so der Grüne Harald Walser.

Vorreiter in Europa?

Die FPÖ reagierten auf mehrere Anfragen des STANDARD nicht. Es könnte auch sein, dass sich Strache unter den europäischen Rechtsaußenparteien als Vorreiter positionieren will und daher Unterstützer im EU-Ausland sammelt. Der Anteil ausländischer Unterstützer einer bestimmten Facebook-Seite kann über eine Facebook-Schnittstelle abgefragt werden, die jeder etwa auf der Webseite von "Stern TV" abrufen kann. (Fabian Schmid, 18.12.2016)